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Wütende Verbündete

Seit fast 20 Jahren kollaboriert die SLA mit Israel. Jetzt fliehen ihre Mitglieder dorthin. Barak versprach Staatsbürgerschaft

JERUSALEM taz ■ Die Stimmung in den Bussen, die von Rosh Hanikra, dem Grenzübergang zum Libanon, zum See Genezareth fuhren, war wutgeladen. Die südlibanesischen Milizen und ihre Familien fühlten sich im Stich gelassen. Israel hätte den Verbündeten während des Abzugs militärische Hilfe leisten müssen, hieß es. Stattdessen waren einige der Flüchtlinge mit wenigen, hastig gepackten Gepäckstücken in den Nacht- und Morgenstunden an die Grenze gekommen. „Seit 25 Jahren kämpfen wir auf eurer Seite“, schimpfte einer der Soldaten, „jetzt kümmert sich niemand mehr um uns.“ Zielort für die über 1.600 Angehörigen der Südlibanesischen Armee (SLA) und ihren Familien war eine eilig errichtete Zeltstadt. Für die ersten Wochen bekommen sie ein Touristenvisum ausgestellt. Wer langfristig bleiben will, dem hat Isreals Premier Barak die Staatsbürgerschaft versprochen.

Die militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und südlibanesischen Milizen reicht bis in die Zeit der Libanon-Invasion 1982 zurück. Israels damaliger Premierminister Begin hatte sich vorgenommen, die PLO zu zerstören, die sich in den 70er Jahren im Südlibanon angesiedelt hatte und von dortaus Terrorangriffe auf Israel unternahm. Sowohl Christen als auch Muslime waren gegenüber den sich im sogenannten Fatach-Land ausbreitenden Palästinensern, die sich nur um die eigenen Landsleute kümmerten, eher feindlich eingestellt. Christen und Muslime hatten bereits während des Bürgerkrieges in den späten 70er Jahren zusammen gekämpft.

Kompliziert wurde die Situation für die Schiiten in der aus den Milizen entstandenen SLA, als die PLO flüchtete und sich stattdessen die schiitischen Widerstandsbewegungen Amal und Hisbullah formierten, die fortan gegen die Besatzung kämpften. Viele muslimischen Milizionäre entschieden sich, angelockt durch relativ hohen Sold und das Privileg eines ihrer Familienangehörigen, in Israel zu arbeiten, für den Verbleib in der SLA.

Den einfachen schiitischen Soldaten droht, wenn sie sich den libanesischen Behörden stellen, in der Regel keine schlimmere Strafe als sechs bis 18 Monate Haft wegen Landesverrat. Anders ist es für hochrangige christliche Soldaten, die möglicherweise mit der Todesstrafe rechnen müssen. SUSANNE KNAUL

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