: Rot für Autofahrer
Stausenator Strieder schlägt wieder zu: Brandenburger Tor dicht für Autos, Konzept zur Umfahrung vorgelegt
Für Autofahrer wird es künftig eng im Zentrum Berlins. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) plant, das Brandenburger Tor für den privaten Autoverkehr zu schließen und diesen mittels eines „Ringkonzepts“ aus dem Kern der Hauptstadt zu verbannen. Die Öffnung der Dorotheenstraße, die mitten durch das Regierungsviertel verläuft, könnte dabei jedoch zu Konflikten mit dem Bund führen.
Nach Ansicht von Strieders Staatssekretärin Maria Krautzberger müsse „der Durchgangsverkehr gestoppt werden“. Zugleich komme es darauf an, 80 Prozent des innerstädtischen Verkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel zu lenken. Das Brandenburger Tor solle deshalb geschlossen werden, um den Pariser Platz als „Empfangssalon der Hauptstadt“ zu gestalten. Dazu kämen die Sicherheitsanforderungen der dortigen Botschaften, begründete Krautzberger gestern den Plan, der mit dem Senat noch nicht abgestimmt sei. Nach Angaben der Verkehrsverwaltung fahren 16.000 Autos pro Stunde durch die Mitte.
Statt durch das Tor und über den Pariser Platz will Strieder den Verkehr um das Regierungsviertel herum führen. So sollen die Autos in Ost-West-Richtung die Dorotheenstraße und Invalidenstraße nutzen. Für die Gegenrichtung sieht das Konzept vor, dass die Behren-, Französische und Leipziger Straße befahren werden. Der Nord-Süd-Verkehr soll ab 2003 über die B 96, den Tiergartentunnel, verlaufen. Über die Absicht, die Dorotheenstraße zu öffnen, sei mit dem Bund noch nicht gesprochen worden, sagte die Staatssekretärin. Der Bundestag hatte sich vehement gegen eine Öffnung der Straße gewehrt, da eine Durchgangsstraße das Regierungsviertel mit seinen großen Fußgängerströmen zerschneide.
Während der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer, den Durchfahrtsstopp „für die Wohnstube Berlins“ (Pariser Platz, d. Red.) begrüßte, kritisierte CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky die Schließungspläne. „Das Brandenburger Tor ist ein Symbol des Durchgangs“, sagte Landowsky. Es dürfe keine Einbahnstraße oder Sackgasse werden. Strieder versuche offenbar im Vorfeld des SPD-Parteitags im Juli mit bestimmten Äußerungen im eigenen Lager zu punkten. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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