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Gebühren kommen –Langzeitstudis gehen

Viele Studenten sind wegen der Vergünstigungen immatrikuliert.Sie verlassen die Uni, wenn sie fürs Bleiben zahlen müssen

BERLIN taz ■ Die Veränderung war schon bemerkenswert: Als das Land Baden-Württemberg im Wintersemester 1998/99 die Langzeitstudenten erstmals zur Kasse bat, verließen viele fluchtartig die Uni. Das Land hatte von all jenen, die 14 Semester oder länger an der Uni eingeschrieben waren, Gebühren verlangt. Der Anteil dieser LangzeitstudentInnen sackte daraufhin um mehr als ein Drittel nach unten.

Ein ähnliches statistisches Wunder ereignete sich in Bayern: Dort wurden im Sommersemester 1999 Gebühren für Zweitstudien eingeführt. Die Folge: Im Wintersemester 99/2000 wurden an den Münchner Universitäten ein Viertel weniger StudentInnen registriert als noch im Jahr zuvor. Die Vermutung lässt sich nicht widerlegen, dass viele dieser abgesprungenen StudentInnen vor allem wegen der studentischen Vergünstigungen immatrikuliert waren.

22 Prozent der StudentInnen in Deutschland sind schon 15 Semester oder länger an der Uni eingeschrieben. Doch die Schein-Studenten unter ihnen, die wegen des Studentenausweises und der günstigen Sozialabgaben eingeschrieben bleiben oder ihr Studium in die Länge ziehen, tun dies oft keineswegs freiwillig. „Für viele der studentischen Jobber gibt es keinen Eintritt ins normale Erwerbsleben“, sagt Ralf Klevemann, Vorstandsvorsitzender der studentischen Jobvermittlung Tusma in Berlin, „die Arbeitsmarktlage ist einfach zu schlecht“.

Studentische Beschäftigungsverhältnisse hingegen sind für Unternehmer und Studis gleichermaßen attraktiv. Die Studenten müssen nur rund 10 Prozent Abgaben an die Rentenversicherung entrichten, den gleichen Anteil zahlen die Unternehmer, für die sonst keine Beiträge fällig werden. Studenten sind in der Krankenversicherung zum günstigen Tarif pflichtversichert; wer allerdings über 30 ist, muss einen höheren Beitrag entrichten. BARBARA DRIBBUSCH

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