Wo Grün anfängt. Oder aufhört

GAL Eimsbüttel legt Rausschmiss von Uli Cremer auf Eis  ■ Von Sven-Michael Veit

Es gibt, wer hätte das gedacht, noch eine Streitkultur in der GAL. Und eine mit Parteiprominenz durchsetzte Basis, die ihren eigenen Vorstand mit der Frage nach „eurem Politikverständnis“ in arge Verlegenheit bringt. Und Auskunft begehrt darüber, wie dieser „den politischen Schaden verantworten“ wolle, den er angerichtet habe. Und die in beiden Fällen keine Antwort bekommt.

Über zwei Stunden lang diskutierten 56 Eimsbüttler Grüne am Dienstagabend im Stadtteilzentrum „Haus für Alle“ darüber, ob GALier bleiben dürfe, wer offizieller Ansprechpartner des Arbeitskreises Frieden beim Regenbogen ist. Uli Cremer, langgedientes GAL-Mitglied, Friedenspolitiker und Joschka-Fischer-Kritiker, will beides sein, und er sieht darin kein Problem. Der Kreisvorstand in Eimsbüttel findet, ein Grüner dürfe nicht für die politische Konkurrenz arbeiten, und will Cremer rausschmeißen.

Die Mitglieder entscheiden sybillinisch-salomonisch: Cremer soll beim Regenbogen aufhören, das Ausschlussverfahren wird auf Eis gelegt. Wiederaufgenommen werden darf es nur, wenn eine erneute Versammlung dies ausdrücklich beschließt. Der Kreisvorstand nimmt eine Auszeit und „akzeptiert“ dann seine Entmachtung.

Eine Wahl blieb ihm auch nicht nach der verbalen Tracht Prügel, die er zuvor einstecken musste. Dass der Vorstand „politisch unklug“ gehandelt habe, räumen auch hartgesottene Realos wie Stadtentwicklungssenator Willfried Maier ein, die „Ulis Positionen zwar nicht teilen“, aber finden, dass „wir in der GAL nicht so miteinander umgehen dürfen“. Oder wie der Bürgerschaftsabgeordnete Axel Bühler, der von einem „groben politischen Fehler“ spricht und „eine Meinungsbildung der Partei zum Umgang mit Regenbogen“ einklagt.

Bald steht nicht mehr so sehr Cremer als Person im Mittelpunkt der Debatte. Die Frage nach „unserer politischen Kultur“ wird aufgeworfen, vornehmlich von Linken wie Parteichefin Kordula Leites, Bürgerschaftsfraktions-Chefin Antje Möller oder Umweltsenator Alexander Porschke, die Seit an Seit auf der Promibank hocken. Oder von einfachen Mitgliedern wie Birte Jessen oder Cornelia Mertens oder Fritz Burg. Von „kleinkarierter Ausgrenzungsmentalität“ ist da die Rede, von „Gesinnungsprüfungen“ und von „einer Instinktlosigkeit sondergleichen“.

Uli Cremer, der Pazifist, der seine Kritiker als „bellizistisches Säuberungspersonal“ diskreditiert hatte, freut sich derweil klammheimlich über soviel Unterstützung. Und entschuldigt sich, er habe sich „wohl im Ton vergriffen“. Er wolle Grüner bleiben, für den Regenbogen werde er weder kandidieren noch Wahlkampf machen; ob er aber seinen Sprecherposten bei der GAL-Abspaltung aufgebe, müsse er in Ruhe überlegen. Eine „politische Unterwerfungserklärung“ werde er nicht abgeben.

Irgendwo fängt Grün an. Und da hört es auch auf. Im Irgendwo.