daumenkino: Die Flintstones in Viva Rock Vegas
Da wird die Zeichentrick-Fernsehserie also schon wieder zum Realspielfilm. Ulkige Menschen stehen in quietschbuntem Pappmaschee und agieren wild gestikulierend bzw. grimassierend wie Comicfiguren: Augsburger Puppenkiste ohne Fäden. Pervers irgendwie.
Nur das Trappelgeräusch der laufenden Füße ist noch dasselbe wie in den animierten 20-Minütern. Aber die Quadratlatschen sind jetzt echt. Freds Mauken stinken bis in die letzte Reihe.
Füße sind überhaupt das Thema im neuen Feuerstein-Film. Ständig sehen wir nackte Füße in Großaufnahme (Wilmas stramme Fesseln haben durchaus ihre Reize). Der Fußfetischismus, sonst nur von John Waters & Co. berücksichtigt, hält offenbar Einzug ins Mainstreamkino.
Brian Levants Fortsetzung zu seinem Film „Die Familie Feuerstein“ (1994) wirkte im Vorfeld wie ein echter B-Movie-Schnellschuss. Zu einer Zeit, in der Sequels zu erfolgreichen Filmen oder TV-Serien mit immer lauteren Paukenschlägen in die Multiplexe gewuchtet werden, mutet die bescheiden sparsame Präsentation des zweiten Spielfilmstreiches der Flintstones nahezu rührend an. Wollte sich keiner der im ersten Teil spielenden Stars (unter anderem John Goodman und Liz Taylor) für das prähistorische Sequel, das eigentlich ein Prequel ist, hergeben? So schön es auch ist, den Großen der Filmbranche dabei zuzusehen, wie sie sich zum Affen machen: Der Trash-Reiz des aktuellen Films besteht auch darin, dass fast ausnahmslos No-Name-Schauspieler durch den Film hopsen. Außer vielleicht Stephen Baldwin, wohl der Jüngste der Baldwin-Brut, als etwas zu lang geratener Barney Geröllheimer, oder die betagte Denver-Fregatte Joan Collins als Pearl Schlackenberger, Wilmas reiche Mutti.
Noch ein Stück weiter in die Steinzeit katapultiert uns der Film, zurück in die unvordenkliche Epoche, als die Feuersteins noch keine Familie waren. Fred und Barney lernen ihre Frauen kennen. Eine simple und herzerweichende Liebesgeschichte. Genau das richtige Betätigungsfeld für den kleinen grünen Außerirdischen Gazoo, der das Paarungsverhalten der Erdenbewohner erforschen soll. Seinen kleinen Puppenkörper hat man ihm einfach wie einen Schlips um den Hals gehängt.
Augsburger Puppenkiste eben, etwas schwerfällig, aber charmant in Szene gesetzt. Absurd allemal. Debil vor sich hingrinsend durchsteht man den Film. JÖRG BUTTGEREIT
„Die Flintstones in Viva RockVegas“. Regie: Brian Levant.Mit Mark Addy, Stephen Baldwin, Joan Collins u. a. USA 1999, 91 Min.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen