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: Crashs, Kloppe, Psychopathen

„Thrill – Spiel um dein Leben“

(20.15 Uhr, ARD)

Wenn es im Krimi multimedial zur Sache geht, verfängt sich manch überkandidelte Story im sinnfreien Raum von Cyberschmarrn und Virtual-Reality-Brimborium. Peter Jürgensmeiers als „Internet-Thriller“ angekündigter Film bleibt da angenehm unabstrus: Hier ist das Internet kein Dschungel, sondern eine bieder in Szene gesetzte, wunderbar benutzerfreundliche Ausgangsbasis für einen handfesten TV-Thriller.

Stefan Jürgens überzeugt als verstörter Normalbürger, der unversehens und -schuldig in Mordverdacht gerät. Eine perfide Verschwörung macht’s möglich: Keiner glaubt ihm, am wenigsten natürlich die Polizei – also muss er auf eigene Faust dem Geheimnis um eine Spiel-CD-ROM nachspüren, um seine Unschuld zu beweisen. Gegen sich hat er dabei zunächst auch noch den heftig intrigierenden Computerkid-Sohn seiner Freundin. Der will seinen leiblichen Vater zurück – und den spielt Lück. Genau: Der im Hauptberuf lustige Ingolf Lück macht hier – etwas hölzern noch, aber ansehnlich kalt und glatt – den Sausack. Als solcher missbraucht er ein obskures Netz-Rollenspiel, bei dem Nerds unter fiktiven Kampfnamen reale, aber harmlose Zweikämpfe verabreden, um den Nebenbuhler mittels einer famosen Intrige loszuwerden.

Natürlich verarbeitete Jürgensmeier reichlich Action- und Thriller-Standards (Verfolgungsjagden, Crashs, Kloppe, Psychopathen und ein Set wie aus einem Nine-Inch-Nails-Video), dafür legte er seinen Protagonisten erfrischend wenig Schwurbel in den Mund (sogar die emotionale Versöhnungsszene von Jürgens & Sohn bleibt verdaulich). Freilich gibt’s die eine oder andere Logik-Verpuffung (Verzeihung: In einem VW Käfer entwischt nicht mal Bruce Willis einer Armada von Streifenwagen) und man sollte hinterher nicht zu penibel nachhaken, wie viele Zufälle für das Gelingen des amoralischen Plans vonHerrn Lück notwendig gewesen wären. Trotzdem bleibt die Chose plausibel genug, um zu fesseln statt zu ärgern, und unser Interesse bis zum Showdown wendungsreich über die Werbepausen zu hieven. Pantoffelhollywood ohne Leerlauf. Was will man mehr? Etwa im Biergarten hocken? JOSEF WINKLER