piwik no script img

Rot-grüne Untätigkeit

betr.: „Zur Begrüßung ein nagelneuer Abschiebeknast“, taz vom 6. 6. 00

[...] Die unerträgliche Situation ist seit Jahren bekannt. Viele setzten deshalb ihre Hoffnung auf die rot-grüne Bundesregierung. Allerdings: Schon die wachsweiche Formulierung in der Koalitionsvereinbarung ließ nicht unbedingt schnelle Abhilfe erwarten. „Die Dauer . . . des Flughafenverfahrens“, so hieß es da, „werde im Lichte des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes überprüft.“

Nun ist zu erfahren, dass 1999 insgesamt 33 Flüchtlinge länger als 100 Tage im Transit bleiben mussten. 1997 waren es nur zwei. Und: Es gibt eine Vorschrift, die den Aufenthalt im Transit auf 19 Tage begrenzt. Trotzdem erklärt der innenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Cem Özdemir, Position der Grünen sei es, dass der Aufenthalt am Flughafen längstens einen Monat dauern dürfe. [...] Man muss sich fragen, in welchem Zustand eine Koalition sein muss, in der es offenbar unmöglich ist, wenigstens auf die Einhaltung bestehender Vorschriften zu drängen.

Das Asylthema gehörte einst zu den Essentials der Bündnisgrünen. Heute sind sie bescheiden geworden. Aber man war ja gewarnt: Bereits im Juli 98 – lange vor den Koalitionsverhandlungen also – verkündete Cem Özdemir gemeinsam mit Rezzo Schlauch in vorauseilendem Gehorsam, dass man im Falle einer Regierungsbeteiligung den so genannten „Asylkompromiss“ nicht rückgängig machen wolle. RAINER SCHEFFLER, Bensheim

Die Redaktion behält sich den Abdruck und das Kürzen von Briefen vor. Die veröffentlichten LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen