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ernst jandl, titelheld

Der Dichter, die taz, die Leser und das Leben nach dem Tod

Wir hatten es verwechselt. Alle ls und alle rs waren vor beinahe zehn Jahren auf der Titelseite der taz vertauscht – „Mit Huckepack und 5 Plozent ins Palrament“ – zu Ehren von Ernst Jandls 65. Geburtstag und seinem Gedicht „lechts und rinks kann man nicht velwechsern“. Ein „leitender Angestellter“ schrieb daraufhin, er sei auf offener Straße in Tränen der Rührung ausgebrochen. Und als die taz zu Jandls 70. eine Telefonhotline einrichtete, auf der der Dichter seine Gedichte zu Free-Jazz-Klängen vortrug, sprachen hunderte von Lesern ihre Geburtstagsgrüße auf Band.

Ernst Jandl, der am Freitag mit 74 Jahren in Wien an Herzversagen starb, war ein Dichter, der Leser und Zuhörer begeisterte. Seit dem Gedichtband „Laut und Luise“ (1966) kannte seine Sprachkunststücke jeder. Trotzdem musste sich Jandl seinen Unterhalt als Lehrer verdienen, und in einem späten Gedicht bot er all seine Manuskripte im Tausch gegen eine Villa in Wien an. Erfolglos. Er wurde bitter im Alter und wartete, mitunter lachend, auf den Tod. In seinem letzten Gedichtband schrieb er: „when born again, i want to be / a tenor saxophone // if it’s up to me, there’s gonna be / total promiscuity.“

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