: Der Dienst am Fingernagel
Zuerst eine Handmassage, dann die Nagelhaut zurückgeschoben, Nägel geformt, Lack aufgetragen – fertig ist die Maniküre. Wer mochte, konnte gestern im Gebäude der Bürgerschaft seinen Fingernägeln den letzten Schliff geben lassen. Und nebenbei erfahren, dass dieses Hand-Werk heutzutage zum Friseurberuf gehört.
Logisch, dass in den heiligen Hallen am Marktplatz nicht ohne höheren Sinn gefeilt und gefärbt wird: Seit Dienstag können sich dort Jugendliche über eine Vielzahl von Dienstleistungs-Berufen schlau machen – vom Floristen bis hin zur Fachkraft für Systemgastronomie. Titel der trendy Informationsbörse, die heute um 17 Uhr vorbei ist: „Bremen startet durch – Ausbildungsstadt mit Zukunft“.
Über 4.500 Ausbildungsstellen wurden bis Ende Mai dieses Jahres in Bremen gemeldet. Doch nach wie vor sei mit dem Wort „Dienstleistung“ ein Naserümpfen verbunden, sagt Detlef Stüwe, Berufsberater beim Arbeitsamt. Bildungssenator Willi Lemke (SPD) wähnt sich gar „auf einem anderen Stern“, wenn er an die Dienstleistungskultur in den USA denkt.
Ein anderes Problem ist, dass vielen Schülerinnen und Schülern nicht ganz klar ist, welche Berufe wirklich zu diesem Bereich zählen – so die Meinung von Jens Jensen, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Handelskammer. Ende Mai sollen noch 1.188 Ausbildungsstellen unbesetzt gewesen sein.
Trotzdem waren nur relativ wenige junge BremerInnen an den Ständen der einzelnen Unternehmen zu sehen. Bänker, Bahner, Buchhändler stellten sich vor, bei den Hoteliers gab's Schokoladentäfelchen. Den größten Auftritt jedoch hatte ein niegelnagelneues Berufsbild: Die „Fachkräfte für Veranstaltungstechnik“ vom Bremer Theater hatten eine komplette Bühne aufgebaut. Schade nur: Feuerwerk, das auch auf ihrem Ausbildungsplan steht, gab's gestern keins. hase/Foto: Laura Marina
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen