standbild
: Bonze mit Hobby

„Wenn ich singe – Manfred Krug, der Sänger“

(Di., 22.30 Uhr, ARD)

Manfred Krug, dessen Sangeskünste heute so nonchalant in die Drehbücher von „Liebling Kreuzberg“ und „Tatort“ eingeflochten sind, kann bereits auf eine stattliche Karriere als singender Defa-Star zurückblicken, der sich mit Schlager und Swing in der DDR enorme Sympathien erspielte – zu einer Zeit, als Jazz noch gemeinhin als Jatz ausgesprochen wurde.

Uwe Belz’ Porträt glänzt denn auch mit allerlei schwarzweißen Archivaufnahmen, zeigt Krug auf der Bühne und im Studio, damals wie heute. Schön ist, dass sich der Regisseur wirklich Zeit für die Musik lässt, weniger schön, dass Krug beständig seinen Senf dazu gibt. Und der ist, wie der Mann selbst, nur stellenweise genießbar. „Ich war schon mal besser!“, gehört dabei zu seinen tieferen Einsichten, allein: Das war er nicht. Ungelenk und dilettantisch in der Darbietung, lebt sein Gesang vom schnoddrigen Charme des Laien – buchstäblich vorgetragen mit dem Brustton der Überzeugung. Vergleicht man etwa Chet Bakers sahnigen Jazz-Klassiker „But Not For Me“ mit der hölzernen Interpretation von Manfred Krug, so gewinnt die Redewendung „Elefant im Porzellanladen“ an bestürzender Aktualität. Darf man aber nicht vergleichen, weil Krug vierschrötiges „Original“ ist, dem sein Steckenpferd nachgesehen werden muss. „Den Kids, wie man heute sagt“, möchte der 63-Jährige aber gerne zeigen, „dass es noch etwas anderes gibt“. Als? „Als Rap, da könnte auch mal wieder was Neues kommen. Oder Techno, dazu muss man ja tanzen.“ Dieses Yeah Yeah Yeah und wie das alles heißt, das brauchen wir doch nicht, Genossen.

Es sei nicht abgestritten, dass der Mann das Herz womöglich am rechten Fleck hat. Aber er geriert sich dabei so selbstgefällig, dass er gerne auch mal auf Betriebsfesten der Hamburger Polizei den erbsgrün uniformierten Tanzbären gibt. Und es fügt sich zu diesem eher peinlichen Videoclip, dass am Ende die CD von Krug und „Tatort“-Partner Charles Brauer beworben wird. Wenn die Kunst des Jazzgesangs einen Anwalt braucht, dann gewiss nicht „Liebling Kreuzberg“. ARNO FRANK