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Betr.: Rothe Karte, taz hamburg vom 7. Juni 2000

Kein Zufall

Dem ausgezeichneten Kommentar der taz ist bis auf einen Punkt fast rundum zuzustimmen:

Man/frau fragt sich wirklich, wie eine ehemalige Gewerkschaftschefin so mit MitarbeiterInnen und Arbeitsplätzen, und wie eine Behördenchefin so mit Gesprächs- und VerhandlungsführerInnen umgehen kann, aber auch, wie sie diese kaltschnäuzige Politik gegenüber Bürgerschaft, Öffentlichkeit und nicht zuletzt den betroffenen abhängigen Kranken auch noch positiv verkaufen will bzw. kann; dem Spitznamen „Stalina“, den sie aus dem DGB mit in die BAGS brachte, wird sie offenbar auch dort gerecht. (...)

Der Sprecher der BAGS erklärt zu Recht, dass die Weiterfinanzierung von zunächst aus Staatsmitteln finanzierten Projekten zu klären ist: aber doch bitte, solange diese – und auch die von ihnen betreuten Klienten! – noch am Leben sind. Nicht der Behörde wird – wie ihr Sprecher fast wehleidig erklärt – ein Strick gedreht, sondern die BAGS tut dies mit den Drogenhilfeeinrichtungen. Und dabei ist es sicher kein Zufall, dass nach der Ausschreibung und Wegnahme von Projekten der beiden am wenigsten behördenkonformen Träger nun mit „Jugendhilfe e.V.“ der dritte unbequeme betroffen ist – und wohl auch getroffen werden soll; mit Projekten von „Jugend hilft Jugend“ wäre all das mit Sicherheit nicht passiert.

Auf diesem Hintergrund und angesichts vieler anderer Vorkommnisse, Versäumnisse und Defizite der letzten Jahre kann eben nicht – wie im taz-Kommentar – davon gesprochen und schon gar nicht belegt werden, dass die hiesige Drogenpolitik „bundesweit in der Tat vorbildlich ist“: Sie ist es allenfalls in Worten, Sprüchen und Ankündigungen; in der Planung, Umsetzung und Koordination der federführenden BAGS ist sie jedoch eher ein Beispiel dafür, wie man Drogenpolitik in der Praxis gerade nicht betreiben soll! Peter Bremer

(Drogentherapeut)

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