: Schnaps- und Medienriese
Kanadische Seagram verschmilzt mit der französischen Vivendi – und wird eine Neuordnung auf dem Markt von Getränken, Fernsehen/Kino und Musik bewirken
PARIS afp ■ Die kanadische Seagram-Gruppe soll in dem neuen Mediengiganten Vivendi Universal aufgehen. Die Verhandlungen über eine der größten transatlantischen Firmenübernahmen überhaupt seien „in ihre Schlussphase“ eingetreten, teilte der Mischkonzern Vivendi am Sonntag in Paris mit. Wenn eine Einigung mit Seagram-Chef Edgar Bronfman zu Stande komme, werde dies am Dienstag bekannt gegeben.
Vivendi und seine Pay-TV-Tochter Canal plus boten für die Übernahme eigene Aktien – laut Le Monde zwischen 32,7 und 34,4 Milliarden Dollar (zwischen 66,8 und 70,3 Milliarden Mark). Durch den Zusammenschluss, der als Reaktion auf das Time-Warner/AOL-Bündnis gesehen wird, entstünde einer der weltgrößten Medienkonzerne mit einem Umsatz von 65 Milliarden Dollar und einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar.
Der neue Konzern würde den Namen Vivendi Universal erhalten und von Vivendi-Präsident Jean-Marie Messier geleitet. Die Familie Bronfman, der 28 Prozent des Seagram-Konzerns gehören, soll Vivendi-Großaktionär werden. Bronfman hat der US-amerikanischen Business Week bestätigt, dass er nur die zweite Geige Spielen wolle.
Ein kleines Problem haben die beiden Konzerne noch in Frankreich: Der Staat schreibt dort vor, dass ein Unternehmen höchstens 49 Prozent an einem Fernsehsender besitzen darf. Canal plus gehört dem kommenden Double Vivendi/Seagram aber zu 100 Prozent. Die Verhandlungen mit der Regierung laufen.
Mit dem Kauf hätten Vivendi und Canal plus „zwei Juwelen der Kommunikation in der Hand“, schreibt Le Monde: das Filmstudio Universal Pictures („Schindlers Liste“, „Jurassic Park“) und den Musikriesen Universal Music. Zur Seagram-Musik gehören Labels wie Polydor, Decca, Verve, Mercury und Deutsche Grammophon.
Seagram wurde eigentlich in der Schnaps- und Weinsparte groß (Chivas Regal, Absolut Vodka oder Cognac Martell). Dieses Geschäft soll möglichst schnell weiterverkauft werden – was wiederum ein wildes Bieten in der Getränkebranche auslösen dürfte.
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