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Bei Rücktritt frei

Laut Zeitungsberichten sucht Washington ein Exil für Jugoslawiens Präsident Milosevic. Moskau dementiert

MOSKAU dpa ■ Die USA suchen der New York Times zufolge inoffiziell nach einer Möglichkeit, den als Kriegsverbrecher angeklagten jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević im Falle eines freiwilligen Rücktritts straffrei abziehen zu lassen. Darüber sei mit den Nato-Partnern wie mit Russland gesprochen worden, berichtete das Blatt gestern unter Berufung auf US- und Nato-Beamte. Milošević solle bei einem Rücktritt Garantien für seine Sicherheit erhalten und sein Vermögen behalten dürfen.

Aus Moskau gab es umgehend ein Dementi. Der Bericht entbehre jeder Grundlage, erklärten Quellen im russischen Außenministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.

Die New York Times berichtete, offiziell wollten die USA daran festhalten, dass Milošević sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten müsse. „Aber wenn man uns ein wasserdichtes und schnelles Angebot machen würde, das Milošević von der Macht entfernt, müssten wir sehr überlegen, nein zu sagen“, wurde ein ranghoher Mitarbeiter der Clinton-Regierung zitiert. Allerdings werde Washington selbst keinen derartigen Vorschlag machen.

Dem Zeitungsbericht nach haben sich in den vergangenen Wochen mehrere Emissäre aus Jugoslawien mit entsprechenden Signalen an die griechische Regierung wie auch an Washington gewandt. Es sei aber nicht klar, wie weit sie dazu autorisiert seien, erklärten die US-Beamten.

Angeblich habe US-Präsident Bill Clinton auch Anfang Juni in Moskau mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin über die Zukunft von Milošević gesprochen, hieß es unter Berufung auf Gespräche russischer Offizieller mit Nato-Beamten. Putin habe erklärt, Miami (Florida) sei für Milošević ein genau so geeigneter Platz wie Moskau.

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