: Tag der dicken Köpfe
Die Sommerhitze sorgt für hohe Ozonkonzentrationen. Senat fordert Berliner auf, das Auto stehen zu lassen
Nicht nur das Frust- oder Freudensaufen wegen gewisser Fußballergebnisse, auch das Wetter kann für einige Kopfschmerzen sorgen. Die Metereologen erwarten heute wieder erhöhte Ozonkonzentrationen. Die Folge: Atembeschwerden, tränende Augen, Kopfschmerzen und eine geminderte Leistungsfähigkeit. Wegen der hochsommerlichen Sonneneinstrahlung sind gestern die Ozonwerte stark gestiegen, vielfach wurde die Marke von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten. Als gesundheitlich bedenklich gelten laut Weltgesundheitsorganisation bereits geringere Werte. Für heute haben die Metereologen einen ähnlich heißen Tag vorausgesagt, bei zunehmender Schwüle soll es abends zu Gewittern und einer Abkühlung kommen.
Die Verkehrsverwaltung appellierte an die Berliner, das Auto stehen zu lassen. Der Straßenverkehr ist Hauptursache für das Entstehen des bodennahen Ozons. Die Abgase wirken als Katalysator, die die unter starker Sonneneinstrahlung erfolgende Umwandlung von Sauerstoff zu Ozon verstärken.
Die Verkehrsverwaltung empfiehlt, körperliche Anstrengung am Nachmittag zu vermeiden – dann sind die Ozonkonzentrationen am höchsten. Der normale Aufenthalt im Freien, etwa ein Spaziergang im Wald oder das Planschen im Schwimmbad, sei unbedenklich. Sport sollte man aber besser am Morgen oder am späten Abend treiben. Leistungseinbußen können auch durch große Hitze und schwüles Wetter hervorgerufen werden, Reizreaktionen durch andere Schadstoffe sowie Staub und Pollen.
Die Berliner Grünen forderten indes den Senat auf, Maßnahmen gegen den Straßenverkehr zu ergreifen. Zum Beispiel könnten bei Ozonwetterlagen an geraden/ungeraden Tagen nur Autos mit geraden/ungeraden Autonummern fahrberechtigt sein. Die Verkehrsverwaltung wies das zurück. „Dafür fehlt die Rechtsgrundlage“, so die Sprecherin.
Die Vorschläge der Grünen entbehren nicht einer gewissen Komik. Denn Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, die in akuten Situationen für Entspannung sorgen, sind auf Bundesebene zu beschließen. Diese hätte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) längst auf den Weg bringen können. Die Bundesregierung hat bisher nur ein Langfristprogramm vorgelegt, das erst in ein paar Jahren zu einer Verminderung der Ozonkonzentrationen führen wird. RICHARD ROTHER
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