Designer-Outlet-Center will Postamt 5

■ Englischer Morrison-Konzern hat 20 Millionen für das Postamt 5 geboten / Edel-Klamotten zu Fabrik-Preisen? Einzelhandels-Vertreter: „Wir sind dagegen. Wir brauchen das nicht“

„Sie wollen aus Restposten Blue Chips machen?“ – mit diesem Selbstgänger wirbt die englische „Morrison Developments Holding“ für ihr jüngstes Produkt: Das Designer Outlet Center Berlin, kurz: „B 5“ in der Wurster Marsch. „Designer Outlet Center“ ist kein normaler Fabrikverkauf an der Fabrik, sondern moderner Fabrikverkauf in eigens dafür eingerichteten modernen Einkaufszentren. Martinique, Stefanel, Sasch, Benetton, Aigner und dutzende anderer Marken bieten da ihre „Restposten“ an, „B 5 macht aus Ihren Ladenhütern Gewinn“ ist die Parole von Morrison. Vor der Tür gibt es nicht nur Parkplätze satt, sondern auch einen großen Spielplatz, in dem die Kinder während des Einkaufs-Bummels der Eltern beaufsichtigt werden.

So etwas würde der Morrison-Konzern auch gern in Bremens Postamt 5 am Bahnhof machen. „Wir haben vor einer Woche ein Angebot abgegeben“, sagt Alastair Pott von der Morrison-Holding. Da das Postamt doppelt so viel Fläche hat wie ein „Designer Outlet“ braucht, soll viel Gastronomie und Freizeit-Angebot aus den Bereichen Fitness, Wellness dazukommen – ein kleines „Urban Entertainment Center“ am Bahnhof. 20 Millionen bietet Pott an, 30 Millionen will die Post AG noch für ihre leer stehende Alt-Immobilie haben. „Wir sind in Verhandlungen“, lässt die Pressestelle der Post ausrichten.

Warum will Morrison mit dem „Designer Center“ in die Stadt? Morrison will nicht. „Der ideale Standort wäre auf der grünen Wiese, in der Mitte zwischen zwei oder drei Städten“, sagt Pott. „Aber das bekommen sie nicht genehmigt“. Soltau wäre das Mekka des Factory-Outlet-Betreibers, aber dort sind schon amerikanische Anbieter abgewiesen worden. „Ich gehe davon aus, da kriegen wir nix“, sagt Pott. Das Postamt sei „ein sehr kompliziertes Gebäude“, andere Orte in Bremen wären besser. Am Space Park würde Morrison gerne seine Outlet-Verkäufe machen. „Outlet“ stand auch schon einmal handschriftlich auf den entsprechenden Plänen. „Wir wissen, dass Köllmann versucht hat, factory outlet zu bekommen“, sagt auch Pott, aber das sei da wohl nicht gestattet. Zweitbeste Lösung für den englischen Kaufmann: „Die alten Hafenreviere wären ein guter Standort.“ Da das auch da nicht geht, beißt man in den sauren Apfel Postamt: „Wir sind bereit zu Kompromissen.“

„Wir lehnen das ab“, sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelverbands Bremen-Nordsee, Wolfgang Brakhane. „Wir brauchen so was nicht.“

Auch die Bremer Handelskammer hat sich unter der Überschrift „Factory Outlet Center bedrohen die Innenstädte“ schon 1997 gegen Outlet-Niederlassungen ausgesprochen und den Schutz der Innenstadt als Handelsstandort und „Kulturgut“ gefordert. Bausenator Bernt Schulte (CDU) hatte daraufhin zugesichert, mit einer „strengen Einzelfall-Prüfung“ die Ansiedlung von Outlet-Centern „restriktiv zu handhaben“.

Diese Diskussion bezog sich jedoch auf Outlet-Center auf der grünen Wiese. Mit der Behauptung, dass 20 bis 30 Outlet-Center quer durch die Bundesrepublik unvermeidlich kommen werden, wird nun in der Stadt Druck gemacht.

„Wenn sie nicht zu verhindern sein sollten“, räumt Einzelhandels-Vertreter Brakhane ein, „dann lieber in der Stadt.“ Robert Bücking, Ortsamtsleiter Mitte, fordert daher, dass es eine gemeinsame Linie zwischen den benachbarten Bundesländern geben müsse. Wenn klargestellt sei, dass Morrison in Niedersachsen im grünen Umland keine Genehmigung bekommt, dann solle das auch im Postamt 5 nicht genehmigt werden.

Klar ist: Wenn die Städte Outlet-Centers zulassen, wäre der Damm für die Baugenehmigungen auf der grünen Wiese gebrochen. K.W.