piwik no script img

Berufsziel König

„Prinz der Herzen“ oder „Diana mit Eiern“? William Windsor, volljähriger Retter der gebeutelten britischen Monarchie, darf fotografiert werden

WIR sind volljährig. Prinz William, der Enkel der britischen Königin Elizabeth, ist gestern 18 geworden. An der rauschenden Ballnacht, die ihm zu Ehren ausgerichtet wurde, konnte er nicht teilnehmen, denn er musste für seine heutige Prüfung in Kunstgeschichte büffeln. Schafft er das Abitur an der Eliteschule Eton, wird er im Herbst auf die Universität Edinburgh wechseln.

Warum will er studieren? Einen normalen Beruf darf er ohnehin nie ausüben, denn er soll mal König werden. Thronfolger ist aber noch der Vater. Es kann gewiss noch 30, 40 Jahre dauern, bis William an der Reihe ist.

Bisher hat William ein behütetes Leben geführt. Vorige Woche wurden anlässlich des Geburtstags ausnahmsweise Fotos veröffentlicht, die den Prinzen als normalen Menschen zeigen sollen: Oha, William mit Schürze, er kann sogar Paella kochen. Auf einem anderen Foto trägt er eine Weste, die mit dem Union Jack bedruckt ist – in Belgien wäre er in einem solchen Outfit wahrscheinlich verhaftet und nach England abgeschoben worden. Aber William hat die Weste natürlich nicht in einem Laden für Fußball-Hooligans gekauft, sondern in der Savile Row maßschneidern lassen.

Auf einem weiteren Foto, das ihn in nachdenklicher Pose zeigt, habe er sehr viel Ähnlichkeit mit seiner Mutter Diana, der verblichenen Königin der Herzen, freute sich die Yellow Press und taufte ihn sogleich „Prinz der Herzen“. Eine „Diana mit Eiern“, kommentierte der Observer respektlos. Die Daily Mail hat die Fotos und den Fragebogen, auf dem William 30 Antworten gibt, auf zwölf Seiten ausgebreitet und amateurpsychologisch analysiert. Wo William „Ich weiß nicht“ antwortete, interpretierte das Boulevardblättchen hemmungslos eine tiefe Bedeutung hinein. Er mag die ganze Aufmerksamkeit nicht, hat William gesagt: „Ich fühle mich unwohl dabei.“ Da ist er aber in die grundfalsche Familie hineingeboren. Er soll nämlich die gebeutelte Monarchie retten. Bei einer Umfrage kam heraus, dass nur noch 44 Prozent glauben, Britannien wäre ohne Monarchie schlechter dran. Vor zehn Jahren waren es noch 70 Prozent. Und 48 Prozent würden Williams Vater Charles bei der Thronfolge am liebsten überspringen.

William ist noch ein unbeschriebenes Blatt. Aber er hat einen Hund namens Widgeon, spielt gern Wasserball und soll schlüpfrige E-Mails mit Britney Spears, dem Schlagersternchen, austauschen. Eine Frage beschäftigt die einschlägigen Blätter ganz besonders: „Ist er noch Jungfrau?“ RALF SOTSCHECK

Der Autor ist Mitbegründer des Windsor-Solidaritäts-Komitees

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen