: Betroffene nicht allein lassen
800 Menschen beteiligen sich am Protestmarsch gegen den Neonazi-Treff „Club 88“ in Neumünster. Keine Zwischenfälle ■ Von Peter Müller
Rund 800 Menschen haben am Samstag Morgen auf einer Demonstration in Neumünster die Schließung des Rechtsrock- und Neonazi-Rekrutierungstreffs „Club 88“ gefordert. „Es war eine deutliche Manifestation, um allen, die von Neonaziangriffen betrofffen sind, zu zeigen, dass sie in dieser Stadt nicht alleine stehen“, bewertete am Nachmittag ein Sprecher des „Bündnis gegen Rechts Neumüns-ter“ im örtlichen DGB-Haus den Protest gegen den Fascho-Treffpunkt und gegen neofaschistische Aktivitäten in Schleswig-Holstein.
Zur Demonstration hatte ein breites Bündnis von 20 Organisationen aufgerufen. Angeführt wurde der Zug von VertreterInnen des Bündnis aus Elmshorn („Keine Toleranz für Neonazis“) und der örtlichen IG Metall, die zur Zeit im Norden die Kampagne „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ durchführt. Auch zahlreiche SPD-Kommunalpolitiker waren zu sehen. Zur ungebetenen Teilnehmerin wurde allerdings die ortsansässige grüne Bundestagsabgeordnete Angelika Beer erklärt, da sie als Regierungsgrüne den Nato-Angriff auf Jugoslawien mit zu verantworten habe: Die Losung „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“ sei unzertrennlich.
Außer einigen Geplänkeln mit der Polizei und Anti-Antifa-Spähtrupps verlief der mehrstündige Marsch durch die schleswig-holsteinische Kleinstadt ohne Zwischenfälle. Im Vorfeld hatten Neonazis gegen die Demonstration massiv Front gemacht: Die Aktion sei eine „bolschewistische Hetzkampagne“, deren Höhepunkt der Aufmarsch der „staatlich verhätschelten Fußtruppen“ und „militanten Antifaschos“ sei. Auf die Wohnung der grünen Ratsfrau Andrea Storke wurden zwei Anschläge verübt, ein Bündnis-Mitglied war zusammengeschlagen worden, das Jugendzentrum AJZ wurde mit SS-Runen und Hakenkreuzen beschmiert, Demo-Plakate wurden systematisch zerstört. Als vor kurzem ein Bauwagen beim Abrissunternehmen „Tobau“, wo viele „Club 88“-Leute beschäftigt sind, brannte, hatten die Neonazis per Internet die Antifa dafür verantwortlich gemacht.
Der „Club 88“ im Stadtteil Gadeland besteht seit über drei Jahren und hat sich – weitgehend von den Behörden unbehelligt – zum nationalen Treffpunkt der rechten Szene entwickelt. Die „8“ steht für das „H“, den achten Buchstaben in Alphabet. Zusammen mit der Club-Losung „the very last resort“ ergibt sich die Formel: „Heil Hitler – der allerletzte Ausweg“.
Konzessionsinhaberin ist Christiane Dolscheid, die zusammen mit den Rechtsradikalen Tim Bartling und Jan-Steffen Holthusen („Hamburger Sturm“) den Club betreibt. Dolscheid ist aktiv bei den Skingirls-Deutschland, schreibt für das Neonazimagazin „Hamburger Sturm“ und das Skingirl-Fanzine „Walküre“ und ist Mitglied der SanitäterInnengruppe „Braunes Kreuz“.
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