: Automobile Enthaltsamkeit? Nein danke!
■ Bremen will „nachhaltiger“ als andere Städte sein und hatte eine Mobilitäts-Konferenz
Eine Vorreiterrolle für „globales und zukunftsorientiertes Handeln“ möchte die Stadt Bremen gern übernehmen. So heißt es im Programmheft einer internationalen Konferenz, die gestern zu Ende ging. Vier Tage lang hatten sich 250 Menschen aus Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Forschung bemüht, „Mobilität neu zu entde-cken“. Am Ende der Veranstaltung entstand jedoch der Eindruck, dass vor Ort Anspruch und Wirklichkeit nicht deckungsgleich sind.
Zwar beteiligt sich Bremen mit rund einer viertel Million Mark an einem Reigen von Konferenzen, der um die viel strapazierte Agenda 21 kreist – voll nachhaltig, gewissermaßen. Den gleichen Betrag will die Stadt laut Gunther Hilliges, dem Leiter des Landesamts für Entwicklungszusammenarbeit, für einen Preis springen lassen, mit dem künftig „partnerschaftliche Lösungen von Kommunen und der Wirtschaft“ honoriert werden sollen.
Doch wenn es konkret wird, kneift die große Koalition. „Global denken, lokal versagen“, nennt das die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Karin Mathes. Sie kritisiert, dass trotz aller guten Ideen dem Auto Vorrang eingeräumt werde – siehe Georg-Bitter-Trasse oder Ausweitung des Concordia-Tunnels (wir berichteten). Auch die Entscheidung darüber, wie der lokale Agenda-21-Prozess weitergehen soll, werde seit Monaten verschoben. Und: Bremen beteiligt sich nicht am Europäischen Autofreien Tag am 22. September 2000.
Das ist besonders peinlich, weil neben der „bremen-initiative“ die Vereinigung „car free cities“ Mitveranstalter der Bremer Konferenz war. Der Aktionstag ist ein zentrales Anliegen der Städtegemeinschaft. Die hiesige CDU indes erwartet offenbar noch immer einen erhöhten Andrang von EXPO-Besuchern und hat sich deswegen der automobilen Enthaltsamkeit verweigert – klagt Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD).
Aber es gibt auch Gutes zu berichten: So sollen die indischen Konferenzgäste „tief beeindruckt“ von der Straßenbahn gewesen sein und Interesse an dem System bekundet haben. Auch das Bremer Car-sharing-Angebot scheint international einen guten Ruf zu haben.
„Intelligente Mobilität“, ohne das Auto zu verteufeln: Das ist es, was die Konferenzteilnehmer wollten. Und so diskutierte man über den Einsatz von Telematik zur Verkehrsregulierung, über Nutzungsgebühren oder Sonderspuren für gut ausgelastete Pkw – um eine große Zahl von Thesen und Einzelempfehlungen zu verabschieden, die im Rahmen der nächsten Konferenz „weiterentwickelt“ werden sollen. Im April 2001. In Bremen. hase
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