piwik no script img

Welfenprinz und Kammerdiener

HANNOVER taz ■ Ernst August von Hannover hat in der so genannten Pinkel-Affäre Bild eine „falsche und manipulative Berichterstattung“ vorgeworfen (siehe Meinungseite) und setzt sich, neben einer ganzseitigen Anzeige der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit recht zweifelhaften Mitteln zur Wehr.

Auf der offiziellen Homepage der Welfen (www.welfen.de/Welfen-Archiv.htm) nämlich wird die traditionelle „Freundschaft“ mit der Türkei unterstrichen. Zumindest mit einem Türken. „Aus aktuellem Anlass“, steht da allen Ernstes zu lesen, ist aus dem Archiv der Welfen unten stehendes Bild herausgekramt worden, das den türkischen Kammerdiener Ernst August Mustafa (1675–1738) darstellt.

Er trage, laut Welfen-Archiv, einen weißen Turban und wurde, nachdem man ihn „auf dem Peloponnes während der Türkenkriege gefangen genommen hatte, an Georg Ludwig von Hannover weitergereicht“. So formulieren es die Welfen. „Dieser“, erfährt man weiter, „ließ seinen neuen Türken gleich in Hannover taufen“.

Weiter heißt es: „Als Kammerdiener erwarb sich Mustafa ein so hohes Ansehen, dass Mustafa und sein türkischer Landsgenosse Mehmet von Königstreu noch heute auf einem wertvollen Gemälde im Kensington Palace in London gezeigt werden“. Der daraus nun veröffentlichte Bildausschnitt zeige Mustafa „während der großen Revue bei Bemerode 1735 in Hannover (heute Expo-Gelände), umgeben von Adeligen aus der königlich-kurfürstlichen Hofgesellschaft.“

Ein christianisierter Türke aus dem 18. Jahrhundert in fürstlicher Gesellschaft auf dem Expo-Gelände – wahrscheinlich just dort, wo heute der türkische Pavillon steht. Ob diese kleine, feine Meldung nun unbedingt zur Verbesserung des Verhältnisses Welfen/Türkei beiträgt, sei dahingestellt. FRA/JZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen