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: JENNI ZYLKA über Senderprofilneurosen

Was macht eigentlich ... Alexander Niemetz?

Kennen Sie Gundula Gause?

Ich meine jetzt nicht persönlich, wenn sie eineR der vielen „Lärschebäsch“-KollegInnen sind, dann duzen Sie die nette Dame in den adretten Kostümen bestimmt und nennen sie Gundi, aber ehrlich, hätten Sie’s als Nicht-ZDFler auch gewußt? Oder Klaus-Peter Siegloch, wissen Sie auf Anhieb, wer das ist?

Poschi, klar, den kennen Sie, blaue Augen, Fußball, auch vom Streit zwischen Häuser und Kienzle haben Sie bestimmt schon mal gehört, aber die vielen SprecherInnen und ModeratorInnen, die das Zwote sonst noch so vor seinen Fa-Seifen-blaugrünen Hintersetzern präsentiert, die kann man schon mal verwechseln.

Damit Ihnen das nicht mehr passiert, und Sie demnächst Steffen Seibert (Mundwinkel zeigen nach oben) und Heinz Wolf (eher nach unten) auch im Schlaf auseinanderhalten können, betreibt das ZDF seit einiger Zeit eine Art „aggressiver Personality-Politik“: Zuerst müssen fast alle in diesen zackigen, technomäßigen TV-Spots mitmachen, Zweifingerbreitwhiskey-Zeichen vor das Auge, und „Mit dem Zweiten sieht man doppelt“, äh, „besser“. Vor den dazugehörigen Plakaten kann man dann richtig lange stehenbleiben und sich den Namen einprägen: „Johannes B. Kerner, Sportmoderator, wofür steht eigentlich das blöde B.?“ Oder „Nina Ruge. Ist schon verheiratet.“

Und außerdem gibt es neuerdings eine männlich-brummige Stimme, die in einzigartig-seriöser ZDF-Manier die ModeratorInnen vorstellt, wenn die „heute“ oder das „heute-journal“ anfangen: „Das heute-journal heute miiiiit....(Spot an) Ilja Richter und Brigitte Bardot!“. Bzw. Wolf von Lojewski und Gundula Gause.

Das ganze, jaja, Sie wissen worauf ich hinaus will, stärkt das „Senderprofil“. Das „Senderprofil“ ist immer so scharfkantig wie das Profil seiner MitarbeiterInnen. Senderprofilneurosen ist in diesem Zusammenhang übrigens ein interessantes Stichwort. Vielleicht kommen wir später noch mal darauf zurück.

Natürlich piept das ZDF da keinesfalls allein im Walde! Die Privaten haben längst erkannt, dass man „seinen Nachrichten ein Gesicht geben muß“, und schalten darum öfter mal kleine Spots, in denen zum Beispiel alle Pro7-ModeratorInnen wie eine WG beim Frühstück oder die Focus-Redaktion beim „Fakten! Fakten! Fakten!“ sammeln zusammen am Tisch sitzen und sich vorstellen. So seriös, aber dabei auch so was von menschlich! Und persönlich! Und eigentlich schnurzpiepe.

Bei den Privaten vermutet man nämlich gerne mal, dass sie nur ablenken wollen: Haben eben doch keine KorrespondentInnen überall auf der Welt, müssen fremd gedrehtes Material nutzen, berichten am liebsten über Schicksale, gehen während der Werbepause eine rauchen und halten drauf, wenn der Gesprächspartner weint.

Aber wovon wollen die Öffentlich-Rechten ablenken? Wo sie doch so viele PreisträgerInnen in ihrer ersten Reihe sitzen haben, so viele „echte JournalistInnen“. Oder etwa nicht mehr? Doch ne Senderprofilneurose?! Wenn das man nicht ins Auge geht, also ins zweite natürlich ...