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Entführter Journalist gesichtet

„Spiegel“-Korrespondent Lorenz angeblich in der Hand von Abu Sayyaf, doch ein Rebellensprecher dementiert. Nach Zeugenangaben wurde der Journalist geschlagen

MANILA/JOLO rtr/dpa/taz ■ Der am Sonntag auf den Philippinen entführte deutsche Korrespondent Andreas Lorenz wird nach Geheimdienstberichten in einem Lager der Rebellengruppe Abu Sayyaf bei Patikul auf der Insel Jolo festgehalten. Nach Zeugenaussagen wurde er geschlagen und verletzt. Ein Abu-Sayyaf-Sprecher sagte jedoch, die Rebellen hätten mit Lorenz’ Entführung nichts zu tun. Der Journalist wollte über die Entführung von 20 Touristen und Einheimischen berichten, die seit Ostern von Abu Sayyaf festgehalten werden.

Der Korrespondent des Nachrichtenmagazins Der Spiegel war schon einmal in der Gewalt der Rebellen. Diese hatten ihn Anfang Juni mit anderen Journalisten für zehn Stunden festgehalten. Die Reporter kamen gegen 25.000 Dollar Lösegeld frei.

Erst am Freitag war Lorenz wieder nach Jolo geschickt worden. Er hatte sich nach Zeugenangaben am Sonntag mit vier Männern in Jolo-Stadt verabredet, die vorgegeben hätten, ihm zu einem Interview zu verhelfen. Wie Lorenz' einheimischer Fahrer berichtete, fuhr er die Gruppe in Richtung des Ortes Patikul, um dort eine angebliche Kontaktperson zu treffen. Lorenz habe mit den Männern auf dem Rücksitz gesessen, als diese plötzlich Waffen gezückt und ihm befohlen hätten auszusteigen. Lorenz habe sich zunächst am Wagen festgeklammert. Die Entführer hätten ihn aber zum Aussteigen gezwungen und zu einem anderen Fahrzeug gebracht. Auch andere Zeugen berichteten, Lorenz habe sich zunächst geweigert auszusteigen. Er sei dann mit einer Pistole geschlagen worden und habe an der Stirn geblutet.

Abu-Sayyaf-Sprecher Abu Ahmad sagte gestern dem lokalen Sender DXRZ, er wisse nicht, wer für die Entführung verantwortlich sei. Seine Organisation habe damit nichts zu tun. Laut Spiegel-Sprecher Heinz Lohfeld könnte Lorenz in den Händen einer Splittergruppe der Rebellen sein. Das Auswärtige Amt erklärte, es gebe bislang keine Forderungen zur Freilassung Lorenz’. Außenminister Joschka Fischer sagte gestern, die jüngsten Ereignisse auf Jolo machten „die Situation alles andere als einfacher“.

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