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Schwarzer Tag für Afrika

Südafrika will kein schlechter Verlierer sein. Doch das Land ist fassungslos ob der Fifa-Entscheidung, die Niederlage überhaupt nicht verdient und das Verhalten der Fifa völlig inakzeptabel

JOHANNESBURG taz ■ Nicht nur den Mitgliedern des südafrikanischen Bewerbungskomitees standen gestern Nachmittag in Zürich die Tränen in den Augen. Zu Hause in Südafrika brachen gestandene Sportreporter in Tränen aus, fingen Nachrichtensprecher an zu stottern, standen zehntausende von Fans fassungslos auf den Feiern herum, die in den großen Städten des Landes zur Entscheidung der Fifa organisiert worden waren. Zu feiern, darüber war man sich einig, gab es immerhin die gute Figur, die Danny Jordaan und sein Team gemacht hatten.

Doch sonst überwog bittere Enttäuschung über das unerwartete und, so die einhellige Meinung, an Peinlichkeit kaum zu überbietende Verhalten der Fifa – und darüber, dass Afrika von der Welt wieder einmal links liegen gelassen worden ist. Selbst der nüchterne Präsident Thabo Mbeki konnte in einer kurzen Regierungserklärung nur schwer die Gefühle unterdrücken und sprach von einem „tragischen Tag für Afrika“: „Diese Entwicklung ist ein Rückschlag für den gesamten Kontinent und sein Bemühen, die Anerkennung zu finden, die er verdient.“

Für die Südafrikaner, nach jahrzehntelanger Isolierung noch immer Neulinge auf dem internationalen Parkett, ist die Demütigung eine doppelte. Denn schon vor drei Jahren, im September 1997, waren sie mit ihrer Bewerbung um die Olympischen Spiele 2004 gescheitert, anders als bei der gestrigen Abstimmung jedoch weit abgeschlagen.

Die Südafrikaner zeigten sich dennoch als gute Verlierer und gratulierten dem Sieger. Mbeki zeigte sich zugleich optimistisch, dass Südafrika zu einem späteren Zeitpunkt mit einer neuen Bewerbung erfolgreich sein werde. „Beim nächsten Mal werden wir gewinnen.“

Auch sein Vorgänger Nelson Mandela bedauerte das Ergebnis zutiefst. Zugleich ermunterte er die Südafrikaner, dass ihr gutes Abschneiden dennoch ein Grund zum Feiern sei. „Wir haben so gute Arbeit geleistet, dass wir lieber zusammenstehen und uns freuen sollten“, sagte Mandela, der die Entscheidung gemeinsam mit Mbeki im Regierungsgebäude in Pretoria verfolgte.

Ähnlich fielen auch andere Reaktionen von Politikern, Sportlern und Mitarbeitern der Sponsoren der südafrikanischen Bewerbung aus. „Europa hat heute einmal mehr bewiesen, dass es sich um Afrika nicht schert“, sagte der Fußballtrainer der Jugendnationalmannschaft, Shakes Mashaba (ebenfalls mit Tränen in den Augen): „Wir als Afrikaner müssen jetzt zusammenstehen. Von Europa haben wir nichts zu erwarten.“

Noch böser formulierte es der Oberbürgermeister der Hafenstadt Durban, Obed Milaba. Die Entscheidung sei nach jahrhundertelanger Kolonisierung erneut ein Zeichen von „internationalem Rassismus“. Selbst weiße Südafrikaner wollten dieser Interpretation kaum widersprechen. Fußball sei noch immer kein Weltsport, sondern ein europäischer, monierte ein Mitarbeiter der Firma Vodacom, einer der Sponsoren. „Das war kein Fair Play.“ KORDULA DOERFLER

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