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Der geomantische Kanzler

Jetzt auch in der Hamburger Ausgabe der taz: die wirrsten Grafiken der Welt. Heute: Der Landschaftstempel „Kelch des Nordens“  ■ Von Eberhard Spohd

Das Wetter morgen wird grauenhaft. Schwere Wirbelstürme toben über Kiel, Hannover und Hamburg. Die Fluten von Nord- und Ostsee schaffen sich Raum, alles überschwemmend, alle Deiche brechend. Hagelschauer überziehen die Mecklenburgische Seenplatte. Denkt zumindest der unbedarfte Betrachter, der einen flüchtigen Blick auf die schöne Grafik von Marko Pogacnik wirft.

In Wahrheit aber handelt es sich um die zeichnerische Umsetzung eines Landschaftstempels, des „Kelchs des Nordens“. Dem slowenischen Geomanten und Buchautor ist es anhand dieses Kosmogrammes gelungen, den Zusammenhang der drei norddeutschen Landeskapitalen darzustellen. Aus der Ostsee rollt der Wind heran, der in Kiel eingeatmet wird. Über eine Bahnlinie wird der so geschöpfte nach Hamburg (Schöpfung!) transportiert und zum erneuten Ausstoß weiter nach Hannover geführt. Unterstützend stehen beiseite: das Wendland, schon vom Gleichklang für Wandlung sprechend (Salzstö-cke zu Swimming Pools!), und die Ganzheit der Wildeshausener Geest (Kühe, Kühe!).

Könnte man die politischen Zusammenhänge in unserem Staat besser als mit dieser Grafik als Wirken der Naturkräfte verdeutlichen? Die SPD-regierten Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg haben den Hannoveraner Landesfürsten Gerhard Schröder nach Berlin ausgestoßen, um ihn dort als Kanzler zu installieren. Niedersachsens Landwirtschaft und Anti-AKW-Bewegung, im Glauben, das Richtige zu tun, unterstützten dieses Tun. Von dort aus dringt der Regierungsführer zum Herz von Europa (Paris! Liebe!) vor.

So nahm Gerhard Schröder aus dem Kelch des Nordens den Trunk der Macht. Mutter Erde und der Geomantie seien Dank.

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