: Aussichten fürs Musikleben desaströs
Betr.: Berichterstattung zum Umbruch bei Radio Bremen
Die Aussichten sind in der Konsequenz fürs Bremer Musikleben desaströs. Es ist nicht nur so, dass das Programm des Senders, insbesondere das von Radio Bremen 2, auf Dauer seine schöne Vielfalt verliert, sondern die Stadt Bremen einen wichtigen Schwerpunkt ihres Rufs als Musikstadt überregional und international. Bremen ist durch Radio Bremen seit den Zeiten Hans Ottes bis jetzt eine Stadt, in der im Bereich Neue Musik Projekte ermöglicht wurden und immer noch verwirklicht werden, in denen neue und neueste Radioformen im Bereich experimenteller Musik erprobt werden. Dies stand dem Ruf Bremens als weltoffener Musikstadt bisher gut zu Gesicht und wird, wenn die geplanten Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, wohl unwiederbringlich der Vergangenheit angehören. Die Stadt Bremen, die Öffentlichkeit und die politisch Verantwortlichen, die gerade in letzter Zeit angeblich alles tun, um Bremen auch über kulturelle Veranstaltungen aus der Randlage zu befreien (Finanzspritzen für Jekyll & Hyde z.B.), sollten sich viel selbstbewusster in diesen Prozess einschalten und nicht zusehen, wie eins ihrer größten Pfunde durch die angestrebten Vereinbarungen vor die Hunde geht.
Unersetzlich ist auch der Verlust für die Region selbst in seinen Auswirkungen: Das Programm Radio Bremen 2 ist ein wichtiger Kulturfaktor vor Ort, viele Initiativen sind angewiesen darauf, dass der Sender auch produziert und Veranstaltungen mitschneidet, der Bedarf reicht von der Hochschule für Küns-te bis hin zum Musikfest. Es darf einfach nicht sein, dass das Programm von Radio Bremen 2, ein tolles und einzigartiges Programm, einfach dichtgemacht wird und Magazinen weicht, deren wenig provozierende Programmatik die Frage wieder auftauchen lässt, wozu der öffentlich-rechtliche Rundfunkt überhaupt aus Gebühren finanziert werden muss.
Prof. Erwin Koch-Raphael
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