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Bei Schill auf dem Sofa

Die Leute von der gesetzestreuen Partei Rechtsstaatliche Offensive P.R.O.: Wie sind die eigentlich? Eine Selbstauskunft  ■ Von Peter Ahrens

Die politischen Ziele sind bekannt. Innerhalb von 100 Tagen werden die Hamburger Verbrecher halbiert, es ist nur noch offen, ob exakt in der Mitte oder nur auf Kosten einzelner Gliedmaßen – also geschnitten oder am Stück. Viel interessanter ist doch die menschliche Komponente. Wie sind die, die bei der Schill-Partei P.R.O. verantwortlich mitmachen, so nach Feierabend? Wenn am prasselnden Kamin die Mühsal des politischen Kampfes, des Einsatzes gegen die dunklen Mächte (Albaner, SPD-Innenbehörde, 68er) langsam von ihnen abfällt und sie sich bei einem Sechsämtertropfen entspannen?

Einblicke verschafft uns löblicherweise die Partei selbst in Gestalt ihres Pressesprechers Rainer Koppke, eines früheren NDR-Sportreporters, der sich jetzt im Verkaufen der politischen Schwerpunkte der P.R.O.leten (Innere Sicherheit, Innere Sicherheit, Innere Sicherheit) versucht. Ihm verdanken wir die Pressemappe, in der uns die führenden Köpfe der Rechtsstaatlichen Offensive so sympathisch nahe gebracht werden – P.R.O.-Homestory.

Da ist zum Beispiel Schill-Stellvertreter Mario Mettbach, „eloquenter und dynamischer Macher“. Wir lernen, dass er sich „am besten bei Jazz und Rock'n Roll entspannt und darüber hinaus im Hamburger Fußball-Idol Uwe Seeler ein großes Vorbild sieht“. Ich sach mal, dann muss er aber noch in Sachen Interviewtechnik von seinem Vorbild lernen: Bei der Vorstellung der Partei wurden die Hände noch nicht in den Schoß gelegt.

Dirk Nockemann, zweiter Stellvertreter, ist „Hobby-Schwimmer, der am liebsten populärwissenschaftliche Lektüre liest“ und „leidenschaftlicher Tango-Tänzer, der die jugoslawische Küche bevorzugt“. Einer, der im kommenden Senat idealerweise das repräsentative Parkett (Matthiä-Mahl, CSD) bearbeiten wird. P.R.O.-Schatzmeister Norbert Frühauf, zurzeit auf einer Kreuzfahrt, ist „im Sternzeichen der Waage geboren“ und „passionierter Tennis- und Golfspieler“. Er verkörpert die Bandbreite der Partei, zeigt, dass sie eine Sammlungsbewegung aller relevanten Interessen der Bevölkerung ist: Denn er ist einer, „der das politische Engagement von Martin Luther King ebenso bewundert wie die Schauspielkunst von Hans Moser und Heinz Rühmann“. Was das politische Wirken Frühaufs betrifft, liest sich: „Schon als 15-jähriger formulierte er seine ersten politischen Referate in der Jungen Union, wobei das große Interesse am Gemeinschaftskunde-Unterricht in einem ursächlichen Zusammenhang zu sehen ist.“

Dann gibt es da noch Katrin Freund, „die Frau an seiner Seite“, Lebensgefährtin des Großen Vorsitzenden. Sie wird die Wirtschaftspolitik der Hansestadt als Senatorin ganz neu ordnen, denn sie, „die am liebsten gegrillte Scampis isst und ein Fan von Robert Redford und Gudrun Landgrebe ist“, bringt „weibliche Logik“ mit in die Polit-Szene. Außerdem sieht „die für Mexiko als Urlaubsland schwärmende, die heute ihren Lebensunterhalt als freiberufliche Immobilienmaklerin verdient, den Stadtstaat auch durch die immer weniger garantierte Innere Sicherheit auf allen gesellschaftspolitischen Ebenen in hohem Maße gefährdet“.

Was für die Wahlentscheidung noch erwähnt werden muss zu Schill und Freund: „Gemeinsame Hobbies wie Segeln, Fallschirmspringen, Tennis und Tauchen verbindet die beiden Vorstandsmitglieder auch in der Freizeit.“ Umfragen geben der P.R.O. zehn bis fünfzehn Prozent.

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