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„Feuerwerk der Spielfreude“

Bei der Junioren-Fußball-EM beweist die DFB-Elf, dass die Niederlande zu schlagen sind

HEILBRONN taz ■ Doch, doch, es stimmt. Deutschland – Holland 3:0. In Worten: drei zu null. Wovon deutsche Fußballprofis anno 2000 nur träumen können, das schaffte gestern der Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes. Die U18 unter Trainer Uli Stielike besiegte die Junioren der Niederlande im zweiten Spiel der EM-Endrunde glatt und hat trotz der 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen die Ukraine wieder Chancen auf die Endspielteilnahme. Voraussetzung dazu sind ein weiterer Erfolg gegen Kroatien am Freitag und ein gleichzeitiger Sieg der Holländer gegen die Ukraine, die gestern 2:1 gegen Kroatien gewann.

Uli Stielike hatte das Team auf sechs Positionen umgestellt. Zeichen wollte der Trainer damit setzen, eines nach innen und eines nach außen. „Die Jungs sollten sehen, dass bei uns alle dazugehören und eine Chance bekommen. Und diejenigen, die uns nach der Niederlage gegen die Ukraine hart kritisiert hatten, sollten sehen, dass wir eine intakte Mannschaft haben. Eine, die auch keine Presse kaputt machen kann.“ Mit Erich Ribbecks „Rumpelfüßlern“ hatte ein Boulevardblatt Stielikes Spieler verglichen, und das war dem 45-Jährigen zu viel.

Die neu formierte Mannschaft bekam das Spiel gegen die nach dem 3:0 gegen Kroatien hoch gelobten Niederländer ziemlich schnell in den Griff. Das lag weniger an deutscher Stärke als an holländischer Schwäche. Als hätten sie Ballgefühl und Spielwitz in der Kabine gelassen, stolperten die Oranjes über den Platz. „Einfach früchterlich“, meinte deren Trainer Ruud Kaiser. Die deutsche 1:0-Führung durch den Mannheimer Waldhof-Buben Hanno Balitsch (37.) fiel also verdient.

Zufrieden war Uli Stielike damit aber nicht. „Viele Spieler haben sich versteckt, einige der Neuen haben ihre Chance nicht genutzt“, erklärte der DFB-Coach. Deshalb wechselte er zur Halbzeit dreimal aus – erfolgreich. Von den drei Neuen (Teber, Lauth und Tiffert) spielten zwei ganz stark. Benjamin Lauth von den Münchner Löwen und Christian Tiffert, der von TeBe Berlin zum VfB Stuttgart wechselte, sorgten zusammen mit Benjamin Auer für satten Angriffsschwung. Lauth gelang das 2:0 (76.), Auer besorgte den Endstand.

„In der zweiten Halbzeit war es teilweise ein regelrechtes Feuerwerk der Spielfreude“, meinte der Trainer. Das will was heißen, denn Uli Stielike gehört eher zu den Übungsleitern, die auch in der edelsten Suppe noch ein Haar finden. Diesmal nicht, mit dem zweiten Abschnitt war er „ohne Einschränkung zufrieden“. Entspannt und hoch konzentriert will man nun das letzte Gruppenspiel gegen Kroatien angehen. Mit einem Sieg wäre die Teilnahme an der U20-WM 2001 in Argentinien gesichert – und vielleicht ja noch das Endspiel dieser EM zu erreichen.

Daran freilich will Stielike nicht denken. „Die Holländer haben sich hier nicht gerade als physisch große Mannschaft präsentiert“, meinte er, „ich glaube nicht, dass sie die Ukraine schlagen.“ Erste Priorität habe deshalb das Ticket nach Argentinien. „Eine U20-WM, das ist Spielpraxis auf hohem Niveau“, dozierte Stielike, „eine Erfahrung von unschätzbarem Wert.“

RALF MITTMANN

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