: Gesucht: Bude, günstig
Wohnraum wird wieder teurer: Makler nennen das „positive Anzeichen“ ■ Von Peter Ahrens
Wenn Makler von „Belebung“ und „positiven Anzeichen“ reden, dann bedeutet das für MieterInnen und KäuferInnen von Wohnraum nichts Gutes. Gerhard Feldmann, Geschäftsführer im Ring Deutscher Makler, lehnt sich zurück und sagt zufrieden: „Es hat ein Stimmungswandel stattgefunden.“ Das heißt übersetzt: Häuser und Wohnungen werden wieder teurer. Vor allem Einfamilienhäuser in Hamburg haben preislich mächtig angezogen. Wer heute ein Haus kauft, muss vier bis zehn Prozent mehr bezahlen als noch im Vorjahr. Der Trend wird auch Eigentumswohnungen erfassen. Für die Makler ist das „der konjunkturelle Aufschwung“.
Bleiben die Mietwohnungen – hier ist die „Delle auf dem Immobilienmarkt“, wie Feldmann das nennt, noch nicht wieder ausgeglichen, will heißen, die Wohnungen sind noch einigermaßen bezahlbar. Die städtischen Wohnungsgesellschaften SAGA und GWG, die ges-tern ebenso wie die Makler Jahresbilanz zogen, sprechen von einer „Nachfrageschwäche“. Zurzeit gebe es noch mehr Wohnungen, als gesucht werden, heißt es bei SAGA und GWG – allerdings zumeist in Stadtteilen, die nicht zu den beliebtesten Wohngegenden zählen: Harburg und Wilhelmsburg. Die Preise gehen allerdings auch bei den Mieten langsam wieder nach oben: Die durchschnittlichen Nettokaltmieten für die insgesamt 133.000 SAGA/GWG-Wohnungen in Hamburg liegen zwischen 7,62 Mark und 8,72 Mark pro Quadratmeter.
Beim Kaufen bewegt man sich in anderen Dimensionen: Wer in Hamburg ein Einfamilienhaus erwerben will, muss gut 540.000 Mark zahlen. Das ist zwar nicht so viel wie in München, wo man im Schnitt 885.000 Mark hinblättert, liegt aber schon im oberen Preisbereich in Deutschland. Für Eigentumswohnungen gilt Ähnliches: Schon bei mittlerer Wohnlage – Feldmann zählt Niendorf, Lokstedt oder Rahlstedt dazu – werden 3000 Mark für den Quadratmeter gezahlt. Gute Wohnlagen wie Poppenbüttel, Ohlsdorf oder Bahrenfeld erfordern 4100 Mark, in Othmarschen, Eppendorf oder Nienstedten sind 5800 Mark pro Quadratmeter fällig. Und wer auf Außenalsterblick Wert legt, der sollte genug Geld haben, um den notwendigen Quadratmeterpreis von 10.000 Mark zu zahlen.
Aus Feldmanns Sicht stehen die Makler „zwischen den Parteien“ VermieterInnen und MieterInnen. Aber als er das neue Mietrecht kommentiert, entscheidet er sich doch eindeutig für eine Seite: Die Auflage, dass VermieterInnen die Miete innerhalb von drei Jahren nicht um mehr als 20 Prozent erhöhen dürfen, kritisiert er als „verkehrtes politisches Signal“. Man könne den Mieterschutz auch übertreiben, ist seine Botschaft: „Bester Mieterschutz ist, wenn anständiger Wohnungsbau stattfindet.“ Und die Mietenspiegel könne man lediglich dann akzeptieren, wenn sie „nachprüfbar und einheitlich“ seien. Feldmann erkennt: „Es muss Waffengleichheit zwischen Vermietern und Mietern herrschen.“
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