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Das Nur-ins-Bett-Gen

Viel sagen sie sonst nicht, doch jetzt sprechen Männer offen über ihr Innerstes

BERLIN taz ■ Sie haben eine raue Schale, aber sie haben auch Gene: Männer – diese manchmal etwas undurchsichtige Spezies Mensch. Viel sagen sie sonst nicht, aber jetzt sprechen sie erstmals offen über ihr Innerstes. Seit Frank Schirrmacher, der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, seine Biotechnologie-Debatte im hauseigenen Feuilleton eröffnet hat, beteiligen sich endlich auch Männer an der wohl wichtigsten Debatte unserer Zeit. An dieser Stelle dokumentiert Die Wahrheit persönliche Aussagen von Männern über ihre Gene.

„Wissen Sie, manchmal brodelt es in mir. Und meine Freundin meint, es sind die ‚Gene‘. Ich danke Craig Venter und den anderen Forschern, dass sie mir erlauben, in mich hineinzuschauen, mich zu verstehen. Da sind Vergangenheit und Zukunft, die sich in meinem eigenen Körper bündeln.“

Peter, 29, Hamburg

„Nur ins Bett, nur ins Bett, nur ins Bett-Gen tun wir nicht ...“

Harald, 23, Köln

„Kern aller Fragen ist, warum die Diskussion erst jetzt kommt. Bereits seit den Achtzigerjahren weise ich Kollegen darauf hin, dass der Diskurs in diese Richtung steuern wird. Wir erleben eine überaus spannende Zeit und sollten uns mit vielen Fragen einstellen auf den neuen Mann. Und der wird kommen. Wenn nicht heute, dann sicherlich morgen.“

Walter, 77, Tübingen

„Kürzlich bekam ich zufällig ein Gespräch zwischen zwei Mädchen aus meiner Clique mit. Dabei fiel immer wieder das Wort ‚Gene‘. Mich interessierte zwar brennend, was das bedeutet, doch ich traute mich nicht zu fragen. Dann habe ich mir die FAZ besorgt, und jetzt weiß ich voll Bescheid. Wir Männer sollten uns darum mehr kümmern.“

Maximilian, 15, München

„Wir in unserer Gruppe sprechen neuerdings oft über (Er kratzt An- und Abführungszeichen in die Luft) ‚es‘. Da können schon mal Tränen fließen, wenn einer zum ersten Mal erkennt, dass er dazugehört. Das ist nicht einfach.“

Michael, 28, Hildesheim

„Vor ein paar Wochen habe ich in einem Gespräch mit zwei älteren Freunden das erste Mal von dem so genannten ‚Gen‘ gehört. Wir reden ziemlich offen über alles. Die beiden meinten, dass das Gen uns stimuliert. Mein Freund Hermann und ich wollten das mal ausprobieren. Doch wir haben das Gen nicht entdeckt. Hat denn jeder Mann dieses Gen? Und wie finden wir es?“

Klaus, 18, Bielefeld

„Der Schirrmacher ist, mit Verlaub gesagt, ein Hund. Kaum hat er die Nase aus der Literatur gereckt, stachelt ihn das 21. Jahrhundert auf, die gesellschaftlichen Probleme in den Rübenacker der Nano-Technologie zu verlegen. Ich erinnere da nur an das große Wort des Kanzlers Willy Brandt: ‚Deutschland wagen‘.“

Günter, 73, Lübeck

„Ich will damit nichts zu tun haben. Meine Frau sagt, dass ihr so ein Schweinskram nicht ins Haus kommt. Ein echter Hammer.“

Herbert, 43, Berlin

„Meine Frau hat mich verlassen, als ich das erste Mal darüber sprach. Das war nicht einfach für mich. Sie forderte nicht nur das Haus, sondern auch die Einnahmen von meinen Schweizer Konten. Sie hat mich ausgezogen bis auf die Haut. Ich will wirklich nicht schlecht über sie sprechen, aber meine jetzige Freundin nennt sie nur die Hyäne.“

Klausjürgen, 57, München

„Wissen Sie, ich muss manchmal nachts aufstehen und dann ..., wie war nochmal ihre Frage?“

Volker, 35, Bremen

„Manchmal gehe ich bei Vollmond hinaus, setze mich unter eine Eiche und streichle meine Gene. Das kommt gut, wenn man einfach nur man selbst sein kann. Und dann bin ich das.“

Dieter, 45, Frankfurt/Main

INTERVIEWS: MICHAEL RINGEL

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