: Serben und Albaner paktieren
Vertreter beider Gruppen unterzeichnen einen Pakt gegen Gewalt im Kosovo. Sie wollen die Ergebnisse der Kommunalwahlen anerkennen. Bisher boykottiert die Mehrheit der Serben die Abstimmung. OSZE macht Belgrad dafür verantwortlich
von BARBARA OERTEL
Serben und Kosovo-Albaner können sich nicht nur bedrohen und bekämpfen, sondern offenbar auch noch miteinander reden. Vertreter beider Gruppen unterzeichneten Ende der vergangenen Woche in Warrenton im US-Bundesstaat Virginia einen „Pakt gegen Gewalt“. Zustande gekommen waren die dreitägigen Gespräche auf Initiative des amerikanischen Außenministeriums und des US-Friedensinstituts.
In dem Dokument einigten sich beide Seiten darauf, die Ergebnisse der bevorstehenden „freien und fairen“ Kommunalwahlen zu respektieren, bei der Identifizierung von Kriegsverbrechern mitzuwirken sowie ihre jeweiligen Gemeinschaften dazu zu bewegen, illegale Waffen abzugeben. Überdies vereinbarten die Unterzeichner, dem Einfluss des jugoslawischen Präsidenten Milošević im Kosovo entgegenzuwirken sowie alle illegitimen Sicherheits- und Regierungsstrukturen aufzulösen.
Von serbischer Seite waren unter anderem der politische Führer der Kosovo-Serben, Rada Trajković, sowie der Vertreter des Serbischen Nationalrates, Bischof Artimje Radosavljević, anwesend. Die Kosovo-Albaner wurden vertreten von Agim Ceku, dem Ex-Chef der Befreiungsarmee UÇK und jetzigen Chef des Kosovo-Schutzkorps, sowie von den Führern der beiden größten Albanerparteien, Hashim Thaci und Ibrahim Rugova.
Aus Protest gegen ein Abkommen zwischen der UNO-Verwaltung (Unmik) und den Kosovo-Serben hatte Thaci Ende Juni seine Mitarbeit im Interims-Verwaltungsrat eingestellt, aber nach einem Gespräch mit dem Chef der Unmik, Bernard Kouchner, seine Blockadehaltung in der vergangenen Woche aufgegeben.
Doch ob der jetzt unterzeichnete Pakt, den Bischof Artimje als erstes positives Dokument von Serben und Albanern in 100 Jahren bezeichnete, zu einer Entspannung der Situation im Kosovo beiträgt, ist fraglich. Am vergangenen Montag hatte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ihrem Unmut Luft gemacht und Belgrad beschuldigt, für die Entscheidung der Kosovo-Serben, die Kommunalwahlen zu boykottieren, verantwortlich zu sein.
Belgrad habe die registrierwilligen Kosovo-Serben eingeschüchtert und gedroht, die Zahlung von Renten einzustellen, sagte OSZE-Sprecher Daan Everts. Nach Angaben der OSZE haben sich von den noch 100.000 im Kosovo verbliebenen Serben weniger als ein Zehntel für die Wahlen registrieren lassen. Die Frist war in der vergangenen Woche ausgelaufen.
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