: Ein Hoffnungsträger
Wolfgang Hoderlein ist unbeirrt optimistisch: Der neue Parteichef sieht Chancen für die SPD in Bayern
1946 holte die SPD bei den Landtagswahlen in Bayern ganze 28,6 Prozent. 1998 waren es nur 0,1 Prozent mehr. In all den Jahren schrumpfte die weißblaue SPD auf 94.000 Mitglieder, die Hälfte ist älter als 50 Jahre. Noch aussichtsloser: Die Hälfte der SPD-Anhänger ist mit dem CSU-Regiment zufrieden. Die Sozis in Bayern, ein hoffnungsloser Fall. Nicht einmal die Powerfrau Renate Schmidt konnte eine Trendwende einleiten. Warum will da einer Vorsitzender werden?
„Um meine Aufgabe wird mich wohl eine überschaubare Menge von Menschen beneiden“, meint Wolfgang Hoderlein realistisch. Nachdem der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Wolfgang Stiegler, seine Bewerbung zurückgezogen hatte, ist Hoderlein jetzt einziger Kandidat für den Posten des SPD-Landeschefs. Der 47-jährige Religionslehrer und Vater von drei Kindern gilt als Realist, Pragmatiker und Strukturreformer. Der Oberfranke wirkt immer etwas steif und lehrerhaft – doch zeigte er beim Kandidatenschaulaufen in den SPD-Bezirken Stärken, die ihm keiner zugetraut hätte. Er redete Klartext und wetterte gegen „labernde Parteifunktionäre“, die der „Selbstbefriedigung“ verfallen seien und sich als „Drucksachenmeister“ gebärdeten.
Keine leichtfertig dahergeredeten Worte bei einem, der die Ochsentour bei der SPD durchlaufen hat. 1974 trat der langjährige Ministrant in die SPD ein. Neben seinem Pädagogikstudium wirkte er in Kulmbach als Ortsvereins-, Kreis- und Unterbezirksvorsitzender, saß im Stadtrat sowie im Kreistag und zog 1990 in den bayerischen Landtag ein. 1996 machte ihn Renate Schmidt zum Generalsekretär der Partei, 1998 holte er als Spitzenkandidat der oberfränkischen SPD 40,4 Prozent der Erststimmen – ein Traumergebnis für die bayerische SPD.
Schon als Generalsekretär hat Hoderlein versucht, die verkrusteten und ineffektiven Strukturen der Bayern-SPD zu modernisieren – und geriet mit allerlei Honoratioren aneinander. Als Vorsitzender will er nicht nur den „Wildwuchs“ in den unteren Ebenen der SPD endgültig beschneiden und den „Einsatz der hauptamtlichen Mitarbeiter optimieren“. Er möchte zusammen mit dem gleichaltrigen neu gewählten Landtagsfraktionschef Franz Maget auch den Neuanfang der bayerischen SPD personifizieren. Er will den Wählern einimpfen, dass „Stoiber & Co in Bayern keinen Meter Autobahn selbst bauen“ könnten ohne die rot-grüne Regierung in Berlin.
„2008 sind wir dann eine ernsthafte Alternative zur CSU“, prognostiziert er den Genossen. In der Tat, so spricht ein SPD-Hoffnungsträger in Bayern.
BERND SIEGLER
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