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Fidschis Rebellenführer droht Anklage

Verhaftung von George Speight, anti-indischer Putschistenführer auf Fidschi, provoziert Geiselnahmen, Plünderungen und Brandschatzungen. Das Militär behält die Oberhand. Speight muss mit Anklage wegen Hochverrats rechnen

BERLIN taz ■ Auf den Fidschi-Inseln haben Anhänger des Rebellenführers George Speight gestern mit Gewalt auf dessen Verhaftung am Vortag reagiert. Auf der Insel Vanua Levu kidnappten Speights melanesische Gefolgsleute 40 indischstämmige Landarbeiter. Die Rebellen verschanzten sich mit ihnen in der Kaserne der Kleinstadt Labasa. Die Geiseln wurden nach wenigen Stunden wieder freigelassen, berichtete der australische Rundfunk ABC. Die Rebellen kontrollierten jedoch den Ort. Polizisten und Soldaten seien geflohen.

Gekidnappt wurden gestern auch zwei neuseeländische Piloten der Air Fiji. Sie wurden vom Flughafen Savusavu, den die Rebellen laut der Internet-Nachrichtenagentur fijilive.com unter ihre Kontrolle gebracht haben, in ein nahe gelegenes Dorf verschleppt. Mehrere Flugverbindungen wurden unterbrochen. Neuseelands Regierungschefin Helen Clark verurteilte die Geiselnahme. Am Nachmittag setzten Rebellen die Zuckerrohrfarm des im Mai nach dem Putsch zurückgetretenen Staatspräsidenten Kamisese Mara in Brand. Am Morgen hatte Fidschis Armee in Kalabu bei der Hauptstadt Suva eine Schule mit Tränengas angegriffen, in der sich das Hauptquartier der Rebellen mit 400 Personen befand. Nach Angaben des Militärsprechers Filipo Tarakinikini kam dabei ein Aufständischer ums Leben, 40 Personen wurden verletzt, 369 verhaftet. In Suva wurden laut fijilive.com auch 250 Plünderer verhaftet. Tarakinikini sagte, die Armee habe das Land unter Kontrolle und breche nur noch letzte Widerstände.

Rebellenführer Speight, der am 19. Mai das Parlament besetzt und fast das ganze Kabinett einschließlich des indischstämmigen Premierministers Mahendra Chaudhry als Geiseln genommen hatte, droht laut Tarakini eine Anklage wegen Hochverrats. Die im Tausch für die Freilassung der Geiseln vor zwei Wochen für Speight und seine Rebellen ausgesprochene Straffreiheit gelte nicht mehr, so der Militärsprecher. Denn Speight habe den neuen Präsidenten Josefa Iloilo bedroht. Der frühere Geschäftsmann Speight war mit der Zusammensetzung der neuen Regierung unzufrieden und hatte mit Gewalt gedroht. Auch hätten die Rebellen nicht wie vereinbart alle Waffen zurückgegeben, so der Militärsprecher.

Der dem Militär nahe stehende Premier Laisenia Qarase, der heute neue Regierungsmitglieder ernennen will, kritisierte gestern Australien und Neuseeland für deren Sanktionen. Laut Qarase werde Fidschis Wirtschaft in diesem Jahr um 15 Prozent schrumpfen. Er werde jedoch keine Abstriche an der Zusage machen, die melanesische Urbevölkerung künftig gegenüber den Indern zu bevorzugen. Eine angebliche Bevorzugung der Inder, die 42 Prozent der Bevölkerung stellen, hatte zum Putsch Speights geführt, in dessen Folge Inder ihre Regierungsämter verloren. SVEN HANSEN

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