: Die Vorteile von „50plus“
Arbeitsämter starten Vermittlungsoffensive für ältere Arbeitslose. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, sieht Green Card nicht als „Allheilmittel“
NÜRNBERG dpa/rtr ■ Mit einer Vermittlungsoffensive wollen die Arbeitsämter in den nächsten Monaten die Chancen älterer Arbeitsloser auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Unter dem Motto „50plus – die können es“ will die Bundesanstalt für Arbeit (BA) gängige Vorurteile vieler Firmen gegenüber älteren Jobsuchern widerlegen, betonte der Präsident der Bundesanstalt, Bernhard Jagoda, gestern bei der Vorstellung der Kampagne in Nürnberg. „Viele Arbeitslose haben nur einen kleinen Nachteil, den auch der Präsident der Bundesanstalt hat: Sie sind über 50“, sagte der BA-Chef. Jagoda erhofft sich von der Aktion vor allem größere Einstellungschancen für die rund 35. 000 arbeitslosen älteren Ingenieure. Für diese Berufsgruppe bestehe in der Wirtschaft ein großer Bedarf. Neben der unter Fachkräftemangel leidenden Metall- und Elektroindustrie sowie der Computerbranche sollten sich aber auch das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Kunststoffverarbeitung und Teile des Handwerks des Potenzials älterer Arbeitnehmer bedienen, riet Jagoda. Derzeit seien rund eine Million Arbeitslose älter als 50 Jahre.
Die stärkere Integration älterer Arbeitsloser in das Arbeitsleben ist nach Jagodas Einschätzung nicht nur ein Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch Ausdruck vorausschauender Personalplanung. „Schon in naher Zukunft bleibt den Unternehmen auf Grund der Bevölkerungsentwicklung gar nichts anderes übrig“, unterstrich der BA-Chef. Im Rahmen der Aktion „50plus“ plant die Bundesanstalt unter anderem eine Internet-Vermittlungsbörse speziell für ältere Ingenieure. Darüber hinaus wollten Sachbearbeiter gezielt Unternehmen auf die große Zahl qualifizierter älterer Beschäftigungsloser hinweisen.
Jagoda warnte die Arbeitgeber außerdem davor, die Green Card für ausländische IT-Spezialisten als Ideallösung für die Beseitigung des Fachkräftemangels in der Branche zu sehen. Die 20.000 Arbeitserlaubnisse für die Informationstechnolgie (IT), die ab 1. August ausgegeben würden, seien keine Dauerlösung und verstellten den Blick auf die Notwendigkeit, selbst auszubilden. „Auch im IT-Bereich müssen wir auf das heimische Potenzial setzen“, sagte Jagoda gestern. Die Bundesanstalt habe aber alle Vorkehrungen dafür getroffen, dass die Green Cards großzügig ausgegeben werden könnten.
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