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Kabila bombt Kongos Urwald

Zehntausende fliehen nach Kongo-Brazzaville und in die Zentralafrikanische Republik. Kongo-Brazzavilles Regierung verdächtigt Kabila eines Destabilisierungsversuchs

BERLIN taz ■ Die Regierungstruppen von Präsident Laurent Kabila in der Demokratischen Republik Kongo verschärfen ihre Offensive gegen die Rebellenbewegung MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung) im Nordwesten des Landes. Seit Tagen wird die von der MLC kontrollierte Stadt Libenge an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik, mit 20.000 Einwohnern eine der größten Ortschaften dieser Urwaldregion, von der Regierungsarmee mit schweren Luftangriffen belegt. Erst vor zwei Wochen hatten Kabilas Truppen die weiter südlich gelegene Stadt Imese erobert. Nach UN-Angaben sind 6.000 Menschen vor den Luftangriffen in die Zentralafrikanische Republik geflohen. Im südlichen Nachbarland Kongo-Brazzaville leben inzwischen über 60.000 Flüchtlinge aus dem Kampfgebiet. Dieses dürfte damit weitgehend entvölkert sein.

Die militärische Offensive Kabilas geht einher mit einer diplomatischen Offensive gegen die UNO und die gesamte westliche Welt. Die Kabila-treue Presse in der Hauptstadt Kinshasa ruft mittlerweile die UN-Beobachtermission im Kongo offen dazu auf, das Land zu verlassen. Westliche Botschaften werden beschuldigt, mit Oppositionellen zusammenzuarbeiten.

Die Regierung von Kongo-Brazzaville, die mit dem Ansturm von Flüchtlingen aus dem Nachbarland überfordert ist, sprach unterdessen von „Spannungen und Misstrauen“ zwischen ihr und der Regierung der Demokratischen Republik Kongo. Die Nachrichtenagentur AP meldete, der frühere Premierminister von Kongo-Brazzaville, Bernard Kolelas, halte sich in Kinshasa auf und habe die Unterstützung für einen bewaffneten Einmarsch in Kongo-Brazzaville erhalten. Kolelas hatte bis 1997 unter Präsident Pascal Lissouba in Kongo-Brazzaville die Regierung geführt. Im Oktober 1997 wurden Lissouba und Kolelas vom heutigen Staatschef Denis Sassou-Nguesso gestürzt; die Anhänger der beiden kämpfen zum Teil bis heute weiter.

Kabilas höchster Militärberater Eddy Kapend stritt nach dem AP-Bericht ein Treffen mit Kolelas ab. Danach wurde er auf persönliche Anweisung Kabilas verhaftet. D.J.

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