: Eingeschränkt dienstbare Geister
■ Die Lotsen auf der Elbe wollen ab Januar 2001 ihre Arbeitszeiten vermindern und keine Überstunden mehr machen
Der Hamburger Hafen muss sich vom Beginn des kommenden Jahres an auf längere Wartezeiten für ein- und auslaufende Schiffe einstellen. Die Lotsenbrüderschaft Elbe kündigte gestern an, ab dem 1. Januar 2001 eine eingeschränkte Dienstordnung einzuführen. Damit reagieren die Elblotsen als erste Brüderschaft auf die vom Bund angekündigte Erhöhung der Arbeitszeit von 48 auf 53 Stunden pro Woche bei sinkendem Einkommen.
„Wir erarbeiten zur Zeit einen Dienstplan, der für die Elblotsen festgelegte Arbeitszeiten und weitestgehend garantierte Freizeiten vorsieht,“ sagte der Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe, Wolfgang Leue, gestern in Hamburg. Das laufe auf einen Schichtdienst rund um die Uhr hinaus, allerdings ohne die bislang üblichen Überstunden.
Im bisherigen Reihendienst seien alle Lotsen entsprechend dem Verkehrsaufkommen zum Dienst herangezogen worden. In dem geplanten neuen Schichtsystem stehe, so Leue, pro Schicht künftig nur noch eine bestimmte Anzahl von Lotsen zur Verfügung. Außerdem müssen nach Angaben des Ältermanns die vorgeschriebenen Bestellzeiten für einen Lotsen durch die Reedereien oder Kapitäne künftig genau eingehalten werden.
„Wir wissen, dass die neue Dienstregelung in Verkehrsspitzenzeiten zu verzögerten Abfahrten der Schiffe führen wird, aber uns bleibt keine andere Wahl“, erklärte Leue. Er verwies auf einen einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung.
Die vom Bund geplante Änderung der Lotstarifordnung stoße auch in den sechs anderen Lotsenbrüderschaften an der Küste auf einhellige Ablehnung. Auch dort sei demnächst mit ähnlichen Maßnahmen zu rechnen, meinte Leue. Die Sicherheit auf den Wasserstraßen werde davon allerdings nicht berührt werden.
Die Lotsenbrüderschaft Elbe ist mit rund 260 Mitgliedern der größte Zusammenschluss von Lotsen an den deutschen Küsten. Ihr Revier umfasst die Elbe von der Station Hamburg-Seemannshöft bis zum Feuerschiff Deutsche Bucht vor der Elbmündung. Insgesamt üben auf den Wasserstraßen und in den Häfen an Nord- und Ostsee etwa 850 Lotsen ihren Dienst aus. dpa
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