: Hoffnung auf Alternativ-Klinik vorerst gestorben
■ Potenzieller Träger abgesprungen / Kassen wollten Klinik nicht regelfinanzieren
Die Pläne, in Bremen ein Krankenhaus für alternative Heilmethoden einzurichten, sind gescheitert. Nachdem jetzt der Johanniter-Orden als einziger potenzieller Träger abgesprungen ist, steht der Verein „Mensch im Mittelpunkt der Medizin“ wieder am Anfang.
Bis zuletzt hatte man auf die Bereitschaft von Sozialsenatorin Hilde Adolf gehofft, die geplante Klinik, die traditionelle chinesische Medizin (TCM) und andere Naturheilverfahren verbinden sollte, in den Landeskrankenhausplan aufzunehmen (die taz berichtete). Ein Brief von Hilde Adolf an die absprungbereiten Johanniter habe außer warmen Worten jedoch keinerlei Neuigkeiten enthalten, kritisiert Fördervereinsmitglied Christine Bernbacher. „Die Kassen wollen es einfach nicht“, erklärt Adolfs Sprecherin Heidrun Ide das – für sie allerdings nur vorläufige – Scheitern des Projekts. Gegen den Kassen-Willen sei die Klinik schwer durchzusetzen.
Der Hintergrund: Würde die Alternativ-Klinik in den Krankenhausplan aufgenommen, wären die gesetzlichen Krankenversicherungen zu festen Versorgungsverträgen gezwungen. Dies hatten die Johanniter, die keine Privatklinik wollten, zur Bedingung gemacht.
Die Krankenkassen jedoch kommen mit der Kosten-Keule: Es sei kein Geld da, um zusätzliche Betten zu finanzieren, sagt Dieter Volkmann, Referatsleiter beim Verband der Angestelltenkrankenkassen in Bremen. Der einzig denkbare Weg sei, dass bestehende Krankenhäuser Teile ihres eigenen Budgets umwidmeten – was kaum zu erwarten ist.
Bisher gibt es in Deutschland erst eine einzige Klinik, die Schulmedizin und TCM kombiniert und trotzdem einen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen hat. Das 80-Betten-Haus im bayerischen Kötzting soll Wartezeiten von eineinhalb Jahren haben. Dazu kommen noch einige kleinere Modellprojekte, die aber nur einzelne Krankenhaus-Abteilungen betreffen.
Unterdessen scheinen sich die Kassen noch mehr als bisher von alternativen Heilpraktiken abzuwenden. Das betreffe sogar etab-lierte Methoden wie die Akupunktur, sagt Christine Bernbacher. Es würden immer weniger Behandlungen finanziert. Diese Tendenz erkennt auch die Leiterin des Instituts für chinesische Medizin in Bremen, Uschi Hähn. Der Papierkrieg mit den Krankenkassen habe erheblich zugenommen, die Kostenübernahme werde dadurch erschwert. Behandlungen in der TCM-Ambulanz der Einrichtung, die zum Bremer Kreisverband des Roten Kreuzes gehört, werden nur einzelfallweise übernommen.
Hähn hält weitere Bemühungen, die Kassen für Bernbachers Klinik-Projekt zu gewinnen, für chancenlos: „Die denken überhaupt nicht über medizinische Inhalte nach“, sagt sie über die ihrer Meinung nach “kostenfixierten Versicherungsträger“. Laut Bernbacher wollen jedoch alle denkbaren Träger die Garantie, in den Krankenhausplan aufgenommen zu werden.
Die Johanniter, die so gern neben das TCM-Institutsgebäude auf dem Gelände des ZKH Sankt-Jürgen-Straße gezogen wären, schauen sich nun nach einem neuen Standort für eine Klinik um – unter anderem in Berlin. Man wolle nicht noch jahrelang warten, bis in Bremen ein Umdenken stattfinde, so Martin Eversmeyer, Geschäftsführer der Johanniter-Krankenhäuser/Hannoversche Genossenschaft in Bramsche. Denn für Eversmeyer zählt auch, dass sich die Politik gegenüber den Krankenkassen durchzusetzen versteht. Und diesen Eindruck habe er in Bremen nicht gewonnen. hase
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