: Humor kommt durch
■ Plattenkistenkramer P.P. Roy hängt nicht quer vorm Ohr, sondern am Sonntag im Golden Pudel Klub
Man muss ihn einfach mögen. Behauptet er jedenfalls selbst. Aber auch viele andere sagen, dass P. P.Roy ein besonders Netter ist. You Can't Help Liking ... heißt dementsprechend die Platte, die P.P. Roy dieser Tage auf dem Londoner Rephlex-Label (deutscher Vertrieb: EFA) veröffentlichen wird und die es entsprechend mit einer Party an diesem Wochenende im Golden Pudel Klub zu feiern gilt. Und das, obwohl sich beim Hören des Werkes besonders schnell ein erster Eindruck von Easy Listening aufdrängt, der niemals ernst zu nehmenden Revival-Pest, die man eigentlich endlich überstanden zu haben glaubte.
Doch dieser Eindruck verschwindet dann ziemlich schnell. Zwar handelt sich auch bei P.P. Roy um einen der vielen Plattenkistenkramer, aber gleichzeitig auch um einen ausgesprochen begeis-terten und ausgezeichneten Arrangeur, der seine schwelgerischen und von Bläsern und funky Gitarren durchsetzten Kompositionen mit Sounds aus dem elektronischen Labor attackiert. Hier dreht kein musikbegeisterter und technikverliebter blasser Autist an den Knöpfen, sondern der neue 32-jährige Sonnenschein des britischen Nachtlebens.
Und auf diese Weise schafft er es, dass sich Elektronik-Frickeleien wie von selbst ins Ohr bohren, die sich sonst bei so manchem quer davor stellen. Das gelingt ihm aufgrund der furchtbar netten Umgebung aus eingängigen Beats und diversen Radio-Samples. Nicht umsonst heißt es auf dem Cover auch: „File under: Braindance“.
„Mit Humor kommt man immer durch“ behauptete einmal das britische Filmproduzententeam Boyle, Hodge und MacDonald (Shallow Grave und Trainspotting), und auch wenn ihr Witz um einiges brachialer und schwärzer ist als das Amüsement P.P. Roys, so lässt sich ihre These auch auf den Mann aus Highbury anwenden. Ob lustvolles Gelache und Gehauche der Sängerin Petra, Frequenzspielereien oder Telespielmusik – sobald die Rhythmus-, Orgel- oder Streichersektionen einsetzen, verwandelt sich alles in ein rumdum freundliches Bild. Alles so schön bunt hier.
Es ist ähnlich wie bei Jimi Tenor, dem vor vielen Jahren schon mal vorgeworfen wurde, er würde Techno ruinieren (was für ein Lob!) und der seine neue Platte zusammen mit dem Orchester des Theaters in Lodz aufnahm.
Soweit ist P.P. Roy noch nicht. Zum einen trägt er noch keine weißen Anzüge, sondern immer noch seinen Rollkragennorwegerpulli, zum anderen würde er wahrscheinlich lieber mit Radiogrößen und Sound-track-Komponisten vergangener Tage musizieren.
Außerdem ist das Album nicht so smooth und lasziv, sondern etliche Spuren überdrehter als die Musik des hornbebrillten Finnen. Das geht? Ja, das geht. Denn wie heißt es so schön in seinem Stück In At The Beep End: „You can't fake it, you either have it or you don't“. Und P.P. Roy hat's. Klaus Smit
Sonntag, 22 Uhr, Golden Pudel Klub
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