: Soundcheck
Gehört: Bang On A Can All-Stars/Nobukazu Takemura/DJ Spooky, Kampnagel Klub N+K. Die Ankündigungen waren ein wenig irreführend gewesen. Wer sich am Samstagabend auf Kampnagel einfand, sah sich dann doch einer Konzertsituation gegenüber: Einzig die fehlende Bestuhlung zeugte da von Andersartigkeit. So blieb das Publikum größtenteils auf den Beinen, um den sechsköpfigen Bang On A Can All-Stars zuzusehen bei ihrem Durchqueren jener vielleicht bekanntesten Spielart des US-amerikanischen Minimalismus überhaupt, die mit den Namen Steve Reich, Philip Glass und Terry Riley verbunden ist.
Dabei sollte es nicht um bloßes Aufführen von deren Standards gehen. Vielmehr sollten die Laptop- und Turntable-Musiker DJ Spooky und Nobukazu Takemura das Motto des Abends einlösen: „American Remix“. Das nahm Bezug auf das Tribut-Album Reich Remixed, auf dem vor einiger Zeit eine jüngere Generation von DJs, Elektronika-Produzenten und -Musikern sich am Oeuvre Steve Reichs abarbeiteten.
Während die All-Stars Stücke und Passagen Reichs und Rileys (Glass muss dem Autor irgendwie entgangen sein...) anklingen ließen, packten Takemura oder Spooky Schichten von Samples oder sonst wie passend Geräuschhaftes dazu. Ein pulsierendes Stück Minimal Music, während dessen alle All-Stars eine Strophe Textes rezitierten, wurde beinahe qualvoll zum DJ-Set-mäßigen Spannungsaufbau gedehnt, dessen Einlösung – Spookys Breakbeats – dann ungefähr einen Takt dauerte.
Oder Takemura lagerte Layer um Layer Samples aufeinander, noch das wenige besetzend, was das gut eingespielte Ensemble an Lücken ließ. Eine bisweilen atemberaubende Angelegenheit.
Im Anschluss suchte DJ Spooky das Kampnagelpublikum dann nochmal in Bewegung zu versetzen, was so manches Vorurteil gegenüber der Ungrooviness teutonischer Feuilletongemeinde bestätigte (manches freilich auch widerlegte).
Gehört: MFOC Eigenbau Festival, Haki Bau/Brandshof.
Eine runde Sache. Als späten Ausläufer der Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen von MFOC, Hamburgs bisweilen interessantesten Elektronik-Bookern/-Veranstaltern/-Machern ein Festival, gut zusammengestellt und zu sympathischen Bedingungen. Hinter vorgehaltener Hand hatte man nach Rothenburgsort geladen, zunächst auf einen alten Verladekai, später ins Ambiente teilbewohnter 60er-Bürogebäude. Wie die allgemeinen Aktivitäten MFOCs, so das Programm: an der Schnittstelle zwischen Eigenbrötelei und Tanzbarkeit, schrullig-autorenhaften Künstlerentwürfen und guten DJ-Sets. Diverse lokale Bekannte waren auf dem Plan (Ralf K., Pari D., KissKissBangBang, Relais u.a.), manch internationaler Gast (P.P. Roy, Lectrogirl), dazwischen Gutes aus Frankfurt, bayrischen Bischofssitzen und sonstwo her. Das Wetter spielte mit, die Laune allseits gut, und mancher harrte bis in die Frühmorgenstunden aus. aldi
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