: zwischenzeiten
Mainzer Straße
Es begann mit einem Aufruf in der Westberliner Szenezeitschrift interim und dem Ostberliner Telegraf. Eine ganze Häuserzeile im Berliner Bezirk Friedrichshain galt es zu besetzen. Gesagt, getan. Binnen weniger Tage waren die meisten Häuser vergeben, und das im Mai 1990, noch mehrere Wochen vor der Währungsunion.
Das Verhältnis zwischen West- und Ostbesetzern betrug etwa zwei zu eins. Das zwischen den Besetzern und dem Rest der Straße war dagegen umgekehrt. Bald schon teilte sich die Straße in die „Stinos“ und die „Besetzer“. Selbst eine Bürgerinitiative gegen die Besetzer wurde gegründet. Erst später wurde deutlich, dass das keine Konterrevolutionäre waren, sondern Menschen, die früh morgens zur Arbeit mussten.
Mit der deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990 rückte auch das Ende der Mainzer Straße näher. Am 12. November schlugen Besetzer und Sympathisanten die ersten Räumungsversuche der Polizei noch zurück, aber am 14. November war alles vorbei, trotz Prominenz und „Paten“ in den Häusern und dem Neuen Forum davor.
Damit endete ein Teil der Utopie jener Tage, auch für den rot-grünen Senat, der am Polizeieinsatz zerbrach. Das Erschrecken über die Gewalt auf beiden Seiten sorgte aber auch dafür, dass die meisten verbliebenen besetzen Häuser von nun an verhandelten, viele mit Erfolg.
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