: Löcher im Walzahn
Auch Moby Dick bekommt Karies, leidet aber weniger als der Mensch. Deutlich sichtbare Spuren von Zahnfäulnis haben Experten im Gebiss des Ende 1998 vor Cuxhaven gestrandeten Pottwals gefunden. „Ein äußerst seltener Befund“, diagnostizierte Günther Behrmann, Leiter des Nordsee-Museums in Bremerhaven. Doch unter den kariösen Hauern stieß der erstaunte Walforscher auf Ersatzzähne, die schon bereit standen, die Funktion der Hauptzähne zu übernehmen. Insgesamt hatte der Meeressäuger 200 Ersatzzähne im Maul, laut Behrmann für den Pottwal ein absolutes Novum, das bisher noch nicht in der Literatur beschrieben worden sei.
Seine sensationelle Entdeckung machte Behrmann erst kürzlich bei der Ausgrabung des Wal-Skeletts, das in einem Sandhaufen auf dem Gelände des Naturkundemuseums Natureum in Balje (Kreis Stade) lag. Mehr als zwei Jahre lang hatten Bodenbakterien als umweltfreundliche Putzkolonne an den Knochen von „Moby Dick“ herumgenagt. Nach seiner Strandung war der 13 Meter lange Riese zwar entfleischt worden, doch die Feinarbeit hatten Bakterien geleistet. Sie befreiten die Knochen von den letzten Geweberesten. Als jetzt Schädel und Skelett wieder ausgebuddelt wurden, kam auch das Zahnleiden zum Vorschein. Jörn Freyenhagen
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