piwik no script img

Abwechslungsreiche Scheibe

■ Der Dozent für Jazzpiano an der Bremer Hochschule für Künste, Joachim Raffel, hat eine neue CD eingespielt

„In Bewegung“ hat der Osnabrücker Pianist Joachim Raffel seine jüngste CD betitelt. Vielleicht ist ihm dies auf seinen Fahrten nach Bremen in den Sinn gekommen, denn der Niedersachse unterrichtet seit einiger Zeit an der hiesigen Hochschule für Künste Jazzpiano. Wahrscheinlicher allerdings ist der Bezug zur präsentierten Musik, denn auch da ist einiges in Bewegung. In drei Trio-Aufnahmen und sieben Sextett-Einspielungen entwickeln die Musiker ein erfreulich bewegliches Kaleidoskop von abwechslungsreichen Klängen. Der Opener „Move!“ entfaltet einen einnehmenden Groove angereichert mit kleinen rhythmischen Finessen und leicht nostalgischem Flair durch Raffels Fender-Rhodes-Piano.

Gleich das nächste Stück macht einen ordentlichen stilistischen Sprung in freiere Bereiche, allerdings ohne die Bodenhaftung zu verlieren. „Better not now“ klingt wie eine skurrile Mischung aus 70er Jahre-Return to Forever, kollektivem trudeln im Coleman-Universum zwischen Ornette und Steve und kleinen freien Ausbrüchen mit angedeuteten tayloresken Piano-Clustern. Auch im Weiteren herrscht stilistische Offenheit zwischen Latin-Touch und monkischen Ecken. Zudem agieren die Musiker mit viel Spielfreude.

Die Rhythmusgruppe, Alex Morsey am Bass und Christian Schoenefeldt am Schlagzeug, spielt sowohl auf den Punkt als auch den Mitmusikern Räume öffnend, folgt den zum Teil vertrackten Arrangements Raffels mühelos Haken schlagend. Auch die Bläser Stephan Struck (tp), Jan Klare (as) und Robert Kretzschmar (ts) gehen einfallsreich und improvisationsfreudig zu Werke. Ihr Sound ist dicht und häufig angenehm kratzbürstig, die Soli sind keine enervierenden Technikdaddeleien, sondern ausgesprochen sachdienlich. Raffel selbst agiert souverän, spielt sich nicht in den Vordergrund. Er kann sein Können und seine Ideen auch so zum Strahlen bringen. „In Motion“ ist eine abwechslungsreiche Scheibe, die Lust darauf macht, die Band live zu hören. Arnaud

Die CD ist im Handel erhältlich. Zum Vormerken: Live ist Joachim Raffel am 23.11. um 20 Uhr im Kulturzentrum Kleinbahnhof in Osterholz-Scharmbeck und am 24.11. um 20 Uhr im Kulturzentrum Alter Schützenhof in Achim zu hören.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen