■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Entstaubt die CDU
Jung ist „in“, das war schon immer die Botschaft des (vergleichsweise) jungen CDU-Fraktionsvorsitzenden Jens Eckhoff. Der Mann ist zwar nicht der leichtgewichtigste, wohl aber der jüngste seiner Art, so jung ist niemand sonst in der Runde der Fraktionsvorsitzenden der Union.
Er wolle „Bremen entstauben“, vertraute Eckhoff jüngst dem Weser Kurier an. Die Hochglanz-Idylle von Schnoor und Böttcherstraße lockt keinen Jugendlichen, „Schaffermahl und Schütting – Bremen hat kein jugendliches Image“, klagt Eckhoff.
Wer das so versteht, dass Eckhoff sich nur um die Touristen-Zahlen sorgt, der kennt den Mann nicht. Eckhoff ist Profi, Politik ist Karriere. Ein Jugendliches Image gewinnt eine Stadt zudem nicht durch neue Fotos auf Hochglanz-Prospekten, sondern durch junge Gesichter im Fernsehn. Wie soll Bremens CDU-Spitzenmann Hartmut Perschau, mit 58 Jahren klar ein Fall für die Vorruhestandsregelung seines Berufszweiges (Offizier), einen Jugendlichen hinter dem Ofen vorlocken? Oder der Meister der Sprüche Josef Hattig, der mit 69 Jahren die Rentenalters-Grenze längst überschritten hat? Der dritte Senator, Bernt Schulte, hat auch 58 Jahre auf der Liste. Wenn die CDU in zwei Jahren Wahlkampf machen muss, dann sind alle noch zwei Jahre älter! Die CDU, eine moderne Rentner-Veranstaltung, die mit dem Thema Kukident die Säle füllt? Keine Frage, das macht dem machtbewußten CDU-Fraktionsvorsitzenden Sorge. Sogar gegen Willi Lemke, der heute gerade 54 wird (herzlichen Glückwunsch!) sähe die CDU alt aus. Und wenn Henning Scherf (62) noch einmal antritt – wie könnte ein CDU-Team dagegen punkten, das auf Jugend setzt!
Klaus Sondergeld, Bremens oberster Stadtmarketing-Fachmann, formuliert Eckhoffs Erkenntnis grundsätzlich: „Den kommunikativen Rahmen, in dem wir leben, bildet die Spaßgesellschaft. Das kann man nicht gut finden, aber man kann es nicht ändern, man kann nur die Chance nutzen oder sie vertun.“ Eckhoff jedenfalls will sie nutzen. Er muss sich beeilen, sonst gehört er selbst bald nicht mehr zu der Spaßgesellschaft, findet Ihre Rosi Roland
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