: Marsritter bedrohen Lemwerder
■ Beim 9. Drachenfest in der Kleinstadt an der Unterweser zeigt das Oldenburger Blauschimmel Atelier sein bislang größtes Spektakel: „Im Feuer des Mars“ lockt mit Theater, Musik, Feuerwerk und Raucheffekten
Langsam erwachen die Erdwesen. Aus braunem Mulch erheben sie sich, erdfarbene Geschöpfe, gekleidet in Sackleinen. Mitten unter ihnen der König. Ihm zum Gefallen treibt der Hofnarr lustige Späße. Der Kessel wird gerichtet, denn der König hat Hunger.
Die Erde feiert ein Fest. Sie lädt dazu ihre Verwandten ein, die anderen Elemente. Gekleidet in Feuerrot und Gelb, mit flammenden Masken, tanzen zu Sambaklängen die Feuerwesen ein. Riesige Vogelwesen auf Stelzen symbolisieren die Luft, grünblaue Wasserwesen schlagen eine Welle. Zum Schluss – die Venus. Ganz in weiß, begleitet von Amoren, die weiße Wattebäuschchen werfen, zieht sie auf einem weißen Pferd ein. Das Fest kann beginnen.
Das Theaterspektakel „Im Feuer des Mars“ ist heute Abend beim Drachenfest in Lemwerder zu sehen. Ergänzt wird es durch Feuerwerk, Nebel- und Raucheffekte. Und natürlich durch Drachen. Angestrahlt von bengalischen Feuern werden sie am Nachthimmel das Geschehen begleiten.
Über 120 SchauspielerInnen und MusikerInnen des Oldenburger Blauschimmel Ateliers sind daran beteiligt. Monatelang haben Behinderte und Nichtbehinderte zusammen geprobt, die Musik geschrieben, Kostüme und Masken hergestellt. Die „Feuerprobe“ haben sie bereits im Juli bestanden. Vor einem begeisterten Publikum wurde das Stück, noch ohne Feuer und Drachen, beim Kultursommer in der Oldenburger Fußgängerzone aufgeführt.
Geschrieben wurde „Im Feuer des Mars“ aber speziell für Lemwerder, sagt der Leiter des Blauschimmel Ateliers, Walter Koch. Grundlage der Handlung ist das Horoskop für den Ort am 19. August. Und das sieht nicht gerade gut aus, denn, so Koch: „Es ist der Tag des Mars. Viele Häuser stehen im Mars, die Venus hat an diesem Abend keine Chance.“
So wird das Fest dann auch gestört. Unter martialischem Gebrüll, schwarz gekleidet, mit schrecklicher Kriegsbemalung, rücken die Marsritter mit ihrem Streitwagen an. Fast gäbe es kein Entrinnen, wenn da nicht die Hexe wäre ...
Das Theaterspektakel ist das bisher größte Kunstprojekt der Begegnungsstätte Lemwerder, die bereits zum neunten Mal das Drachenfest auf dem Ritzenbütteler Sand veranstaltet. Weitere Highlights in diesem Jahr: die Megadrachen des neuseeländischen Drachenbauers und Guinnessbuch-Rekordhalters Peter Lynn, ein fliegendes U-Boot und der Flugversuch eines bunten Tetraeders aus 120 einzelnen Zellen. Kinder können sich im Mitmachzirkus Rämmi-Dämmi artistisch versuchen, auf Hüpfburgen toben, jonglieren oder bei Schminkaktionen mitmachen.
Kristin Hunfeld
Das Drachenfest findet heute, Samstag, und morgen jeweils ab 11 Uhr am Ritzenbütteler Sand in Lemwerder statt. Sonntag überträgt Radio Bremen 4 seine Kindersendung „Zebra 4“ schon ab 9 Uhr vom Gelände. Das „Feuer des Mars“ brennt am heutigen Samstag ab 21 Uhr.
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