: Kommt der Castor im Herbst?
Bürgerinitiative am Zwischenlager Ahaus: Urlaubssperre bei Bundesgrenzschutz, Gefangenenstellen in Kasernen reserviert ab dem 6. November. Behörden dementieren
MÜNSTER taz ■ Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ verfügt über Informationen, die einen Castor-Transport in die westfälische Kleinstadt noch im November erwarten lassen. Genauer: ab dem 6. November. Ab diesem Tag werde für das Personal des Brennelemente-Zwischenlagers Ahaus (BZA) eine Urlaubssperre verhängt. Eine Urlaubssperre herrsche zur gleichen Zeit auch beim Bundesgrenzschutz (BGS).
Überdies habe das Bundeswehrkommando Münster angewiesen, den Militärflughafen in Rheine-Bentlage für die Landung von BGS- Hubschraubern vorzubereiten sowie dort Unterkünfte für Grenzschützer und Räume für in Gewahrsam genommene DemonstrantInnen zu schaffen. Diese Informationen stammten aus fünf voneinander unabhängigen Quellen, erläutert BI-Sprecher Hartmut Liebermann, „darunter zwei, die uns 1998 zutreffend über die heimliche Vorverlegung des Transporttermins informiert haben“.
Die BI präsentierte ihre Informationen während einer Sitzung des Runden Tischs im Ahauser Rathaus am Montagabend. Zwischenlager-Sprecher Dieter Munz dementierte dabei eine Urlaubssperre seines Unternehmens für November. Und die Polizeidirektion Münster berief sich auf die Erklärungen der Innenministerkonferenz vom Wochenende in Düsseldorf .
Dabei ist die Informationslage in Düsseldorf wenig eindeutig. Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums hatte einen Transport für dieses Jahr ausgeschlossen. Schon, weil die Polizei auf jeden Fall ein halbes Jahr Vorbereitung brauche, um zehntausende Beamte aufzubieten. Minister Fritz Behrens (SPD) selbst hingegen hatte vor der Presse das Beharren der Atomwirtschaft, noch im Herbst 2000 zwei Castor-Transporte mit Atommüll aus süddeutschen Meilern nach Ahaus zu schicken, betont.
Noch im August soll unter Leitung des Bundesumweltministeriums eine Koordinierungsgruppe zur Durchführung der Transporte zusammentreten. Die Vertreter von Bund, Ländern und Atomwirtschaft sollen sich dem Vernehmen nach bereits da auf einen Termin einigen. Das AKW Neckarwestheim melde immerhin sechs „erfolgreich beladene“ Castoren, Biblis hingegen nur zwei. Gleichwohl beharrt dessen Betreiber RWE darauf, noch im Spätherbst nach Ahaus „liefern“ zu wollen. MARCUS TERMEER
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