Auf Du und Du mit dem blauen Kamel: Viele Tore öffnen
■ Die blaue Karawane schwimmt wieder für mehr Toleranz und Integration
Mit Paragraphen hat ausgerechnet ein Wüna, ein „Wüsten-Narrenschiff“ wie das blaue Kamel, eigentlich nicht viel am Hut. Trotzdem kann es selbst ärgste Bürokraten überzeugen, wenn es um die Karawane 2000 geht: Per Sondergenehmigung darf Wüna samt Karawane jetzt zum Beispiel durch den Industriehafen zum Knast in Oslebshausen schippern. „Das blaue Kamel öffnet viele Tore“, so die Erfahrung von Mit-Organisator Klaus Pramann.
Heute geht sie los, die große „Reise der Begegnungen“ von Bremen ins Umland mit „Behinderten, Nichtbehinderten, Jungen und Alten, Krummen und Geraden, Gefangenen und Losgelassenen, In- und Ausländern“, so die Karawanen-OrganisatorInnen. Um High Noon sticht das Blaue Kamel mit vier kleinen Katamaranen und Begleitbot vom Martinin-Anleger ins Weserwasser. Ziele: Begegnungen – und zwar mit psychisch Kranken (Blauschimmel-Atelier, Oldenburg), Asylbewerbern (Blankenburg, Lüssum), Arbeitslosen (Bremer Bootsbau Vegesack) und Gefangenen (Justizvollzugsanstalt Oslebshausen). Reich beladen, an Erfahrungen,Freundschaften und Botschaften will die Karawane am 6. September zurück in Bremen ein Fest für alle veranstalten.
Es ist die dritte blaue Karawane für mehr Toleranz in der Gesellschaft. Angeführt wird sie von Wüna, die „große blaue Symbolgestalt gegen Ausgrenzung“ – ein Wesen, halb Katamaran, halb Kamel, das als solches auch landgängig ist. Rund 60 Menschen sind es, die auf der blauen-Kamel-Tour die „Begnung mit dem Ungewöhnlichen“ suchen. Überall, wo die Karawane Halt macht, entsteht für kurze Zeit eine Karawanserei, ein Ort der Begnung zum Reden, Musik machen, Spielen, Essen und Trinken. Damit wollen die Karawanen-Reisenden die „starr gewordene Normgrenzen“ aufheben, erklärt Pramann.
In Oldenburg wird Wüna zum Beispiel beim Stadtfest mitfeiern, in Oslebshauser Knast soll es symbolisch „Mauern aufbrechen in den Köpfen gegenüber den Inhaftierten“. Zwar kann auch kein blaues Kamel die Bedingungen der Arbeitswelt verändern, in der Vegesacker Werft hofft man aber Perspektiven zu öffnen für die Situation der Arbeitslosen. Das Thema Ausländerfeindlichkeit steht in Blankenburg und Lüssum auf der Tagesordnung. Hier will die Karawane gegensteuern und sich „über wachsenden Reichtum an Kulturen freuen“. Diese gesammelten Erfahrungsschätze schließlich wird die Karawane mit nach Bremen bringen – und den politisch Handelnden vorstellen. pipe
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