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Duell unter Palmen

Der Dschungelkampf ist vorbei. Sat.1 freut sich riesig über den Erfolg seines „Inselduells“. Das öffentliche Interesse war letztlich trotzdem eher mager

von PEER SCHADER

Was war denn? War was? „Inselduell“ war, auf dem Ja-Sender Sat.1: „Wen soll ich fürchten, wenn nicht mich selbst“, dudelte es zuletzt montäglich recht unbefangen im Abendprogramm der Berliner zu den Bildern braun gebrannter Inselkandidaten am Palmenstrand. Inzwischen ist die Frage zufrieden stellend beantwortet: Zu fürchten war vornehmlich die nicht zu bändigende Kreativität der Show-Macher. Diese hatten keine Kosten und Mühen gescheut, die Mobbing-Peepshow zum Quotenerfolg hochzupäppeln.

Am Montag nun wählten die TV-Zuschauer den urbayrischen Kraftprotz Michael zum Inselkönig über 250.000 Mark. Inselmami Stefanie wurde mit nur einem Viertel der abgegebenen TED-Stimmen auf den zweiten Platz verwiesen. So richtig interessiert hat sich trotz guter Quoten aber niemand für den Strandausflug. Auch nicht bei der großen Survival-Fete, die Sat.1 am Montagabend zum Duell-Ende im Berliner „Luftschloss“ schmiss. Der Fotografen-andrang zum Einlauf der Kandidaten war gestellt, der Partybunker in Berlin-Mitte nach dem kurzen Auftritt der Zuschauerhelden schon wieder so gut wie leer. Dass die vom Genre-Vorläufer „Big Brother“ ausgelöste Manie diesmal ausblieb, lag nicht zuletzt am Format selbst: Wöchentlich 45 Minuten Inselschnipsel boten den Zuschauern des Daily-Soap-Zeitalters kaum die Möglichkeit, sich auf die Kandidaten einzulassen.

Sicher, passiert ist auf Simbang nicht viel. Woche für Woche trug Kandidatenbändiger Holger Speckhahn seinen Abenteurern neue Zeltlagerspielchen auf. Woche für Woche bauten diese brav ihre Flöße und Sonnenuhren. Woche für Woche wurde wettgeschwommen und schatzgesucht. Spätestens, als Heimerzieher Hendrik dem höllischen Paradies freiwillig den Rücken kehrte, musste Speckhahn mit einem Konzepteingriff ein vorzeitiges Ausdünnen der Inselbesetzung verhindern. Seitdem bemühte man sich mehr schlecht als recht, den drögen Strandwettlauf mit kurzfristigen Änderungen aufzuwerten: Erst durften die Insulaner im Geheimen mobben, ein andermal wurde nur ein Teil der Eilandbesatzung in die Abwahlpflicht genommen.

In einem sind die Kandidaten sich einig: „Sat.1 hat es verpennt, die Sendung richtig zu puschen“, meint Kandidat Claudio. Auch Simone hält wenig vom Engagement der Berliner, das sich zurzeit auf die Organisation von Plauderrunden im sendereigenen Frühstücksfernsehen beschränkt: „Wir haben alle irgendwie das Gefühl, dass der Sender zu wenig für uns tut. ‚Inselduell‘ ist nicht ‚Big Brother‘. Ich glaube nicht, dass einer von uns groß rauskommen wird. In vier Wochen redet da keiner mehr drüber.“ Sat.1 plant dennoch bereits eine nächste Staffel, jedoch ohne Hawaiihemdensammler Speckhahn: „Ich mache das auf keinen Fall mehr. Ich hab gemerkt, dass ich nicht der Reality-Typ bin.“

Auf Simbang haben die Warane wieder Ruhe. Am 17. September schickt dann RTL 2 die nächsten Inselkandidaten zur „Expedition Robinson“ in die Wüste, pardon: aufs Eiland. Zu gewinnen gibt’s aber nur schlappe 100.000 Mark. Und nicht wie bei „Survivor“ auf CBS zwei Millionen. Arme deutsche TV-Robinsons.

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