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zwangsarbeiterSo billig kommt man nicht davon

Manchmal haben solche Medienereignisse ja doch ihre guten Seiten. Geschickt hatte der Verein „Berliner Unterwelten“ seit dem Wochenende die Spannung auf die Präsentation der in einem Bunker gefundenen Zwangsarbeiterkartei geschürt – und heraus kam überraschend eine politische Forderung, die sonst untergegangen wäre: Berlin braucht eine Einrichtung zur Information von NS-Zwangsarbeitern. Die jetzigen Stellen sind heillos überfordert.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Seit Jahren laufen bei der Landesregierung Anfragen von früheren Zwangsarbeitern ein – mühsam formuliert von alten Menschen, für die oft schon die Ausgaben für eine Briefmarke angesichts ihrer Hungerrente zu viel sind. Hier in Berlin aber werden die Bittbriefe dann am liebsten von einer Verwaltung zur anderen gereicht wie ein Schwarzer Peter. Und wenn es ganz dumm läuft, werden sie sogar („nicht zuständig“) beim Internationalen Suchdienst in Arolsen entsorgt: ein Schwarzes Loch für Anfragen, die dort oft so lange schmoren, bis sich die Sache biologisch erledigt hat.

Das ist mies. Es reicht eben nicht, wie es der Senat gemacht hat, die Berliner Unternehmen zu ermahnen, ja für die Stiftungsinitiative der Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter zu zahlen, und ansonsten darauf zu verweisen, dass anfragenden Ex-Zwangsarbeitern „Kopien relevanter Dokumente kostenlos zur Verfügung gestellt und übersandt werden“. Geschickt hat sich die Mehrheit der Länder durch ihre Zustimmung zur Steuerreform von der Verpflichtung zur Entschädigung freigekauft – und Eberhard Diepgen (CDU) hat sogar noch was für sein Olympiastadion bekommen, die Verantwortung für die Ausgebeuteten aber abgewälzt. Logisch ist das immerhin: Alte ukrainische Zwangsarbeiterinnen können Diepgen ja auch nicht wählen.

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