piwik no script img

Anwalt für Mieter-Inis

Mieter helfen Mietern ist 20 Jahre alt geworden. Verein hat heute 19.000 Mitglieder  ■ Von Gernot Knödler

Es waren bewegte Zeiten damals: Die Grünen und die taz waren kaum dem Krabbelalter entwachsen, da entschieden sich ein paar linke Anwälte aus Hamburger Mieter-Initiativen, einen alternativen Mieterverein aufzubauen. So erzählt es Achim Woens, einer der altgedienten BeraterInnen von „Mieter helfen Mietern“ (MHM). In den Sommerferien wurde der Verein 20 Jahre alt.

Die Neugründung war nötig geworden, weil sich der Mieterverein zu Hamburg 1980 im wesentlichen auf die individuelle Beratung von MieterInnen beschränkte. Politisch sei er damals „fast gar nicht“ aktiv gewesen, sagt Woens, und überdies habe er sich geweigert, mit den zahlreichen Mieter-Initiativen zusammenzuarbeiten. Auf einem Dachboden in der Eppendorfer Haynstraße 1 gründeten jene daher „Mieter helfen Mietern“.

Aus dem kleinen Verein ist im Laufe der Jahre eine große Organisation mit 19.000 Mitgliedern geworden – eine Zahl, die sich auch im Vergleich mit den 50.000 Haushalten des Mietervereins zu Hamburg, der Landesorganisation des Deutschen Mieterbundes, sehen lassen kann. Dessen Vorsitzender Eckard Pahlke erkennt denn auch neidlos an, dass MHM „alternative Bereiche“ abdeckt. Im übrigen verbinde die beiden Organisationen „eine konstruktive Rivalität, die insgesamt den Hamburger Mietern zugute kommt“.

Neben den vielen Beratungsgesprächen nutzen die MHM-MitarbeiterInnen heute ihre guten Kontakte zu den Grünen, um Lobby-Arbeit bis hin zur Bundesebene zu machen. Mit den geplanten Änderungen des Mietrechts ist MHM zum Beispiel gar nicht zufrieden. „Es bringt von der Tendenz her mehr Verschlechterungen, als dass es Verbesserungen bringt“, urteilt MHM-Juristin Eve Raatschen.

So sei es nicht gelungen, das neue Mietrecht so verständlich zu fassen, dass die MieterInnen weniger Rechtsberatung bräuchten. Zudem enthalte der Entwurf Verschlechterungen für MieterInnen, die auf den ersten Blick oft nicht erkennbar seien: Die Erleichterung von Zeit-Mietverträgen könnte dazu führen, dass die MieterInnen immer wieder neue Verträge mit jeweils einer höheren Miete abschließen müssten. VermieterInnen sollen kündigen können, wenn für sie eine Fortführung des Mietverhältnisses unzumutbar ist. Das könnte zu Lasten von MieterInnen mit abweichenden Lebensgewohnheiten gehen, befürchtet Raatschen. Und auch die geplante, auf sechs Monate reduzierte Kündigungsfrist für MieterInnen sei angesichts der Flexibilität, die heute von den Menschen verlangt werde, noch zu lang.

In Zukunft will MHM weiter wachsen und sich verstärkt MieterInnen außerhalb seiner angestammten Szene-Stadtteile andienen. Anfang Januar wird der Verein eine Beratungsstelle im Kupferhof 1 in Bergedorf eröffnen. Für eine Beratungsstelle in Wandsbek suchte MHM bisher vergeblich ein Büro.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen