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Aus für Ritzenschlüpper

Lob der neuesten Mode – es geht immer noch dümmer

NEW YORK/BERLIN taz ■ Der feine, kleine Ritzenschlüpper, im Mode-Jargon auch String-Tanga genannt, ist aus der Mode gekommen. Gefragt ist heute Ausladendes. Zu dieser Erkenntnis gelangt, wer sich die neuesten Entwicklungen im Bekleidungssektor besieht – die allerdings gar nicht so neu sind. Wenn den Schneidern nichts mehr einfällt, blättern sie in vergilbten Bildbänden und kommen auf grandios fossile Ideen. So wird gerade die Turnüre aus dem 19. Jahrhundert wiederbelebt. Mit geschnürten Polstern unterm Rock erhält die Dame zwar eine schmale Taille, aber auch ein gigantisches Gesäß. Da sich jedoch die Frau von Modewelt gern zum Affen macht, ist der geraffte Rock mit Schößchen der Verkaufsschlager der Saison. Jedenfalls in der Zentrale der Dummheit: New York. Noch schlimmer ergeht es den Männern, für die einfallslose Schneider nicht ganz so weit, aber bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurückgreifen und ausgerechnet das Hawaii-Hemd wiederbeleben. Der Hulahula-Lappen erlebt gerade in Italien eine grausige Renaissance. Die mit Sonnenblumen, Geranien oder Rosen bedruckte schmierlappige Männerbluse wird neuerdings für teuer Geld in den „Edel-Butieken“ (Erwin Lindemann) von Mailand bis Rom angeboten. Während die Damen mit ihren Turnüren allein schon peinlich genug wirken, dürfen sich die neuen Hula-Männer darauf freuen, beim Zusammenprall mit aus den Achtzigern übrig gebliebenen Hawaii-Bäuchen an den Stränden des Mittelmeers gleich doppelt dumm dazustehen. Aber – zugebenermaßen: So entzückend anzuschauen war der Ritzenschlüpper bei manchem Fleischberg auch nicht.

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