: Ein Tennismatch dauert acht Stunden
Nicolas Kiefer trifft heute im Achtelfinale der US Open auf den fünfsatzgeschwächten Schweden Magnus Norman
BERLIN taz ■ Wenn Nicolas Kiefer heute im Achtelfinale der US Open in New York auf Magnus Norman trifft, dann darf er hoffen, einem nicht gerade vor Kraft strotzenden Kontrahenten gegenüberzustehen. Über vier Stunden reine Spielzeit, Regenpausen nicht gerechnet, benötigte der 24-jährige Schwede für seinen 3:6, 4:6, 7:6 (7:5), 6:4, 7:6 (11:9)-Sieg gegen den tapferen, aber eben nicht unermüdlichen Weißrussen Max Mirnyi, über acht Stunden, vom frühen Nachmittag bis 22 Uhr abends, zog sich das Match wegen der zahlreich über Flushing Meadows niedergehenden Schauer hin.
Das Publikum im Arthur-Ashe-Stadion war trotz der himmlischen Berieselung begeisert und versuchte im letzten Satz, den am Ende seiner Kräfte angelangten Mirnyi mit „Let’s go Max“-Rufen zur Sensation gegen Norman, immerhin einer der Turnierfavoriten, zu treiben. Obwohl er den Preis für seine unglaublichen 173 Netzangriffe, mit denen er den Schweden unter Druck gesetzt hatte, zahlen musste und zuletzt von Krämpfen geplagt wurde, erkämpfte sich der Weißrusse im packenden Tiebreak des fünften Satzes noch vier Matchbälle. Norman wehrte sie allesamt ab und beendete das Match seinerseits mit einem wuchtigen Rückhandcross. „Mir fehlen die Worte“, sagte Norman danach, „aber ich bin durchgekommen.“
„Mit viel trinken und ausruhen“ will sich der Weltranglistenzweite, dessen Match gegen Mirnyi den Auftritt seiner Freundin Martina Hingis so lange hinauszögerte, dass deren Partie gegen die Französin Sandrine Testud beim Stande von 6:2, 1:0 vertagt werden musste, auf das Achtelfinale gegen Kiefer vorbereiten. Der 23-jährige Deutsche machte beim 7:5, 6:3, 6:4 gegen den Niederländer Sjeng Schalken erheblich kürzeren Prozess als Norman und sah der Revanche für die Viertelfinal-Niederlage bei den Australian Open entsprechend gelassen entgegen. „Er ist der Favorit. Es wird sehr hart, aber es wird eine enge Partie“, meinte Kiefer. Und wenn sie lange genug dauert, könnte die größere Frische diesmal den Ausschlag zugunsten des Deutschen geben. MATTI
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