: Gründeln im Schacht
■ Transitkulturelle „Heimat“-Installation
Der Begriff ist durch Missbrauch unsäglich geworden. Hat sich krass disqualifiziert und wurde Symbol sprachlichen Pesthauchs: „Heimat“ lautet das unscheinbare Wort, von den Nazis braun gefärbt und durch lautes Vertriebenengezeter nicht gerade rehabilitiert. Und gerade deshalb haben Kerstin Hof und die russische Künstlerin Maksa als Initiatorinnen des interkulturellen Festivals Eigenarten ihre für Mitte September geplante U-Bahn-Installation „Woher: Heimat?“ genannt. „Wir möchten den Heimatbegriff enttabuisieren“, betont Projektbetreuerin Katrin Menge, „und deshalb möchten wir die befragen, die in dieser Stadt leben.“ Aus Texten und Fotos zum Thema „Heimat“ soll eine Installation bestehen, die eine Gruppe internationaler, in Hamburg lebender Künstler für drei Wagen der U-Bahn-Linie 3 zusammenstellen wird, die dann vom 15. September bis zum 1. Oktober fahren; es können Texte und Fotos, „Wort- und Bildspuren“ eingereicht werden.
Die Symbolik der Installation ist nicht zu leugnen, wenn zwei Wochen lang Künstler, vermischt mit Fahrgästen, durch den Hamburger Untergrund fahren und das zusammentragen, was letztlich den Urgrund ihrer Identität ausmacht: Heimat-Dokumente werden hier zu einem Panoptikum verschmelzen, vielleicht auch die Erkenntnis bergen, dass letztlich jeder – und sei es in mikroskopischen Lebensbereichen – manchmal Exilierter ist. „Die Künstler wollen sich auch der deutschen Gesellschaft präsentieren und versuchen, in ihr anzukommen“, betont Menge. Und vielleicht können sie bei Betrachtung der Fotos Parallelen feststellen, die einen Zugang auch zu jenen vermitteln, die eigentlich nur dem Namen nach einheimisch sind.
Petra Schellen
Texte und Fotos zum Thema Heimat können bis zum 15. September per Post, Fax oder e-mail übermittelt werden an Kerstin Hof, Wincklersstraße 4, 20459 Hamburg, Fax: 040 / 37 50 22 46. E-mail-Adresse: eigenarten§SchreibZeit.de
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